Rezension

Chaotische Figuren und ein viel zu blumiger Schreibstil

Julie weiß, wo die Liebe wohnt - Gilles Legardinier

Julie weiß, wo die Liebe wohnt
von Gilles Legardinier

Bewertet mit 2.5 Sternen

"Julie weiß, wo die Liebe wohnt" gehört zu den Büchern, die ich schon seit langer Zeit lesen wollte, von daher musste ich es nun endlich aus dem Bücherregal befreien und habe mich auf ein paar entspannte Lesestunden gefreut. Nun, entspannt waren diese tatsächlich, allerdings nicht immer unbedingt unterhaltsam, was ich sehr schade finde, denn anscheinend passen Gilles Legardinier und ich nicht wirklich gut zusammen.

Ich möchte nun nicht unbedingt sagen, dass ich ein Problem mit französischen Autoren habe, allerdings ist mir schon mehrfach aufgefallen, dass ich mit deren Schreibstil nicht immer klar komme. So ist es leider auch bei "Julie weiß, wo die Liebe wohnt", denn die Geschichte liest sich für mich zu kitschig und viel zu blumig. Der Autor hat zwar das Talent, seine Figuren und die jeweilige Orte perfekt zu beschreiben, sodass ich mir nahezu alles bildlich vorzustellen konnte, allerdings gab es auch jede Menge Momente, bei denen mich das Buch schlicht und ergreifend nur gelangweilt hat. Positiv zu bewerten sind jedoch die Dialoge, die stellenweise sogar recht humorvoll waren.

Wie bereits oben geschrieben, wurden die Figuren sehr gut ausgearbeitet, sodass man diese gut kennen lernt und ich mich in ihre Gefühls- und Gedankenwelt gut hineinversetzten konnte. Mein Problem war jedoch, dass ich diese nicht immer unbedingt sympathisch fand und mir manche Figuren trotz der ausführlichen Beschreibung fremd blieben. Julie ist zwar an sich eine interessante Protagonistin, die sich auch stets weiterentwickelt, allerdings war sie mir dann doch zu chaotisch und zu erinnerte mich zu sehr an bereits andere bekannte Buchfiguren, sodass sie für mich nicht einzigartig war. Zwar empfand ich die Geschichte aus ihrer Sicht oftmals recht interessant und sogar witzig, allerdings hat mir bei ihr auch der berühmte rote Faden gefehlt. Auch die anderen Figuren wie z.B. Julies Nachbar Ricardo oder auch ihre Freunde Sophie, Xavier, Sarah und Co. waren teilweise sympathisch, jedoch zu gewöhnlich, sodass keinerlei große Ausreißer nach oben vorhanden waren. 

Man merkt dem Autor schon an, dass er bei seinem Debütroman besonders viele Ideen hatte, allerdings empfand ich die Umsetzung an einigen Stellen als zu gewollt. An vielen Stellen wäre weniger mehr gewesen, denn die Geschichte wirkte an vielen Stellen zu überladen. Hätte man die Figuren weniger chaotisch gestaltet und hätte man diese auch zum Teil tiefgründiger erscheinen lassen, hätte ich mit ihnen sicherlich mehr Spaß gehabt und hätte mich noch besser in sie hineinversetzen können.

Das Cover ist an sich ganz schön und stimmig und kann mit wunderschönen Farben auftrumpfen, allerdings empfand ich es auch ein wenig als altbacken. Hier wäre eine etwas frischere Variante meiner Meinung nach schöner gewesen, allerdings ist dies hier reine Geschmacksache. Die Kurzbeschreibung liest sich dagegen gut und hat mich direkt auf das Buch neugierig gemacht.

"Julie weiß, wo die Liebe wohnt" ist insgesamt eine nette Geschichte, die mich jedoch enttäuscht zurückgelassen hat, da ich mit dem Erzählstil und den Figuren leider bis zum Schluss nicht warm wurde. Wer jedoch ein Fan von Paris ist und einen eher blumigen Schreibstil bevorzugt, ist hier an der richtigen Adresse. Mich konnte es leider nicht überzeugen.