Rezension

Chaotische Gefühle

Die Mauersegler -

Die Mauersegler
von Fernando Aramburu

Bewertet mit 1.5 Sternen

Ein wirklich gelungenes Cover.
Das Motiv ist eine Verbildlichung des Romans. Ein Mann mit seinem Hund in einer menschenleeren Straße, in der Spiegelung des Himmels die Mauersegler.  

Meine Erwartungen an mein „Wunschbuch“ waren hoch. Die Idee, ein Buch aufgeteilt in 365 Kapitel, in denen Toni ein Tagebuch bis zum selbsterwählten Tag seines Selbstmordes führt, finde ich gut.

Toni, der Protagonist, ist Philosophielehrer an einem Gymnasium in Madrid. Eigentlich könnte er mit seinem Leben zufrieden sein. Aber es läuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hat. Die Ehe wurde geschieden, den gemeinsamen Sohn, den er Nikita nennt, verachtet er. Seine Schulleiterin hasst er ebenso wie seinen Bruder und dessen Frau. Überhaupt könnte man ihn als Misanthrop bezeichnen. Seine herabwürdigende Sichtweise über seine Mitmenschen wird in jedem Kapitel überaus deutlich. 
Nur mit seinem Freund Humpel und seinem Hund Lepa kommt er zurecht.
Irgendwann, mehr aus einer Laune heraus, beschließt Toni seinem Leben nach genau einem Jahr ein Ende zu setzen. Auch Humpel, ohnehin ein Hypochonder und auf Grund eines Bombenanschlages, bei dem er sein Bein verloren hat, des Lebens überdrüssig, hat diesen Entschluss gefasst. In gemeinsamen Stunden philosophieren sie über die Vorgehensweise ihres Selbstmordes.

Der Roman beginnt am 01. August. In der Folge steht dann für jeden Tag stellvertretend ein Kapitel, in dem Toni von vergangen und gegenwärtigen Ereignissen berichtet. Doch wer hier an eine Art Tagebuch im herkömmlichen Sinne denkt, wird bitterlich enttäuscht. Es ist mehr oder weniger ein Sammelsurium von zum Teil zusammenhanglosen Erzählungen, die zudem noch in verschiedenen Zeitebenen hin und herspringen. Im Grunde genommen passiert auf 830 Seiten nichts, was mich vom Hocker reißt. Die Länge des Buches, gefüllt mit Wiederholungen, hat mich zum Teil einfach nur genervt.

Zugegeben, der Schreibstil des Autors ist flüssig, und wer Durchhaltevermögen besitzt wird das Buch, in der Hoffnung auf eine lesenswerte Wendung der Geschichte, bis zum Ende lesen. Leser, die sich von einer zum Teil recht derben sexistischen Ausdrucksweise nicht abschrecken lassen, finden dann auch an den Fantasien des Neurotikers Gefallen.  

Meine Erwartungen wurden jedenfalls nicht erfüllt.