Rezension

Chapeau! Was für ein genialer zweiter Band der Born-Trilogie!

Finsterthal - Linus Geschke

Finsterthal
von Linus Geschke

Bewertet mit 5 Sternen

„Es gab eine Zeit, in der er wurde, was er war.“

(Zitat Seite 63)

„Finsterthal“ war Thrillerkost de luxe für mich! Linus Geschke spielt in seinem zweiten Band der Born-Trilogie perfekt mit den Gedanken und der Neugierde der Leser, führt sie auf falsche Fährten, schockt einen mit dem Verlauf der Geschichte und präsentiert einem einen Showdown, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe. Wie wird Alex Born jetzt darauf reagieren? Rachegedanken, Hass und Wut schwelen in ihm. Mein Gott, was  fiebere ich dem dritten Teil entgegen!!!

Ex-Polizist Alexander Born erreicht ein Hilferuf von Dimitri Saizev,  einem zwielichtigen  Informanten und speziellen Freund, den er aus früheren Zeiten kennt.  Ein Unbekannter entführt Mädchen aus wohlhabenden Häusern und nicht alle von ihnen kommen, trotz Lösegeldzahlung, mit ihrem Leben davon. Born soll sich auf die Spur des unbekannten Gewaltverbrechers machen, den sie den „Dunklen“ nennen. Nur aus Gefälligkeit und mit einer Portion Widerwillen nimmt er den Auftrag an. Bei seiner Recherche merkt er schnell, dass hinter allem viel mehr steckt, als man am Anfang vermuten konnte.  Ihm und seinen Helfern wird Unmögliches abverlangt, unfassbare Wahrheiten aufgedeckt und Schmerzgrenzen werden erreicht, die nur noch Rachegelüste aufkommen lassen.

Nach dem Lesen von „Finsterthal“ kann ich nur meinen Hut ziehen vor Linus Geschkes Erzählkunst.  Wie im Sog bin ich durch die Geschichte gerast, die mich absolut gefesselt hat. Toller Aufbau, stetig steigende Spannung , Handlungsstränge, auf deren Wechsel man immer wieder hin fiebert  und ein finaler Showdown, der mich richtig sprachlos gemacht hat.  Passend zu so vielen Personen im Roman steht das Zitat aus dem Buch. Schicksale, falsche Entscheidungen oder die Veränderung von  Wesenszügen wandeln das Handeln und Empfinden von Menschen und führen sie auf die dunkle Seite des Lebens, ob gewollt oder ungewollt. Dies wird perfekt durch kurze Rückblicke auf die Vergangenheit einiger Charaktere dargestellt und es bedrückt und schockiert einen. Die Protagonisten im Buch und auch die Gedanken der Leser werden vom Autor ganz raffiniert während der Geschichte in die Irre geführt, getäuscht und manipuliert. Mein Adrenalinspiegel und die Angst um einige Personen steigerten sich im Laufe des Geschehens stetig.  Ich liebe dieses Ungewisse, das Rätselraten und die Überraschung am Ende. Was hinter den Entführungen steckt, welche Not und welches Leid die Opfer bewegen, welche Triebe, Motivationen und Geldgier Täter antreiben  und mit welchem  Aufwand, Instinkt  und  Biss  Alex Born dem „Dunklen“  auf die Schliche kommt, wird hier sowas von hervorragend rübergebracht.

Unheimlich gut hat Linus Geschke seine Charaktere wieder herausgearbeitet. Alex Born finde ich schon seit „Tannenstein“ total faszinierend. Als Ex-Polizist verfügt er über eine  gehörige Portion Durchsetzungsvermögen und auch Gewaltbereitschaft. Wenn er mit Worten nicht weiter kommt, fackelt er nicht lange, handelt mit ganzem Körpereinsatz und  nimmt mögliche Blessuren in Kauf. Eigentlich ist er den ganzen Dreck, den er schon erlebt hat leid, doch wenn er einmal etwas angefangen hat, zieht er es durch und wird dadurch immer weiter in einen dunklen Sumpf gezogen. Auf seiner Suche stehen ihm zwei tolle Frauen zur Seite. Carla Diaz, seine ehemalige Kollegin bei der Kriminalpolizei, die auch jetzt noch seine Anerkennung   sucht und Norah Bernsen, mit der ihn  Gefühle und sein letzter Job verbindet. Beide haben einen sehr reizvollen und dramatischen Part in der Geschichte.  Richtig gruselig und abschreckend sind die Charaktere von dem“ Dunklen“, dem „Großen“ und dem „Blonden“. Sie verkörpern Menschen, die die Welt einfach nicht braucht. Richtig gut gefallen hat mir auch wieder Andre Wolkow, ein Einzelkämpfer, Stratege und Taktiker, der sich aufs Schachspielen versteht und für das Tambowskaja Kartell Märkte in Deutschland zurückerobern soll.

Mein Fazit:

Besser geht nicht! „Finsterthal“  ist Lesesucht pur und hat mir noch eine Spur besser gefallen, als „Tannenstein“. Für beide Bücher kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen und 5 Sterne plus vergeben!