Rezension

Charakterbased Story mit hintergründiger Magie

Der Uhrmacher in der Filigree Street -

Der Uhrmacher in der Filigree Street
von Natasha Pulley

Der Uhrmacher in der Filigree Street von Natasha Pulley

Wo kann ich mir so einen coolen Oktopus bestellen? Er darf auch all meine Socken klauen!

Ehrlich - ich kannte nur die groben Eckdates des Buches, als ich mich in dieses viktorianische London begeben habe. London - Ende des 19. Jahrhunderts und eine Prise Magie, hinzukommend noch ein paar nette kleine Bomben, mit denen die Stadt von den Iren terrorisiert wird? Klingt spannend - wird gelesen!

Um so positiver war ich überrascht, als Thaniel mich von der ersten Seite an bei der Hand nahm und mich in sein London entführte. Thaniel, ein Telegrafist im Innenministerium in London, der seine verwitwete Schwester mit ihren beiden Söhnen finanziell unterstützt und dafür Träume und Leidenschaft an den Nagel gehängt hat. Thaniel war mir von der ersten Seite an sympathisch, obwohl ich mich erst ein bisschen in dieses London einlesen musste. Aufgrund einiger unvorhergesehener Ereignisse und einer geheimnisvollen Uhr landet Thaniel in der Filigree Street, wo er von Keita Mori, einem Uhrmacher, in aller seelenruhe mit einem Tee begrüßt wird. Mori bringt viel Japan-Flair mit in die Geschichte - was ich persönlich unglaublich schätze. Die Geschichte bezieht von diesem Punkt an die in diesem Buch existente japanische Community mit ein - mit Feuerwerk, japanischen Sprachfetzen und grünem Tee. Diese kleinen Häppchen der japanischen Kultur zauberten mir immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht. Moris Charakterzüge sind zurückhaltend, formvollendet und liebenswürdig - ja, wie soll man es ausdrücken - schrullig, aber absolut liebenswert. Die Dialoge, die er mit Thaniel führt, waren für mich wie kleine Leuchttürme im Buch. Herrlich spitzfindig und voller unterschwellig sarkastischer Töne. Die beiden Protagonisten habe eine tolle gemeinsame Bühnenzeit. Die dritte Protagonistin ist Grace, eine Oxford-Studentin der Chemie, die Experimente rund um den Äther durchführt. Die drei muss man zusammen erleben, um sie wirklich beschreiben zu können.
Aber mein wahrer Held ist Katsu, der mechanische sockenkleptomanische Oktopus. Ich hatte so viel Spaß mit Katsu, das könnt ihr euch nicht vorstellen.

Ab der Hälfte des Buches hatten mich die Seiten verschluckt. Es wurde witziger, die Figuren hatten mich in ihren Klauen und ließen mich nicht mehr los - und die Geschichte zog merklich an - Für mich hat es sich zu einem richtigen PageTurner entwickelt. Die Welt wollte mich nicht mehr aus ihren Klauen entlassen - sodass das zweite Band gleich nachgeschoben wurde.