Rezension

Charakterchaos pur

Zusammen sind wir unendlich
von Melissa Keil

Bewertet mit 2 Sternen

Inhalt:

„Sophia ist ein Mathegenie voller Selbstzweifel – schließlich landen genug Wunderkinder unter der Brücke! Und ein Smalltalk-Gen hat sie auch nicht abbekommen. Nun zieht auch noch ihre Freundin Elsie, die einzige Person, die sie versteht, zum Studium in die USA: ewige Einsamkeit vorprogrammiert. Wäre da nicht Josh, der Hobby-Magier, der schon lange in Sophia verliebt ist. In einem Anfall von Mut steckt er eine Spielkarte in ihr Federmäppchen. Die Herz Zwei. Für Josh eine eindeutige Liebeserklärung, für Sophia ein Rätsel. Er muss also deutlicher werden; zum Beispiel mit einem Feueralarm…“

Quelle: Buchrücken „Zusammen sind wir unendlich“ von Melissa Keil

 

Sophia ist ein sehr intelligentes Mädchen. Egal welches Unterrichtsfach, sie ist geistig fit und voll dabei. Das einzige, wo es ein bisschen hapert ist zwischenmenschliche Kommunikation. Sie legt sehr stark autistische Züge an den Tag und zusätzlich scheint sie an Depressionen und einer Angststörung zu leiden, denn sie braucht für absolut alles einen Plan und ist nicht in der Lage etwas zu tun, was für sie „keinen Sinn“ ergibt. Hinzu kommt, dass sie von einem Wissenschaftler namens „Perelman“ total fasziniert ist, der sich aber komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat und auf keine ihrer E-mails reagiert.

Sophias Eltern wollen eigentlich nur ein „normales“ Kind haben und versuchen alles Mögliche, wie z.B. das Besuchen eines Theaterkurses, damit sie so wird, wie alle anderen auch. Angeblich ist sie nämlich nur schüchtern.

Joshua, kurz Josh, ist ein netter, „normaler“ Junge „von nebenan“. Er ist über beide Ohren in Sophia verliebt und benimmt sich hier und da wie ein kleiner Trottel. Naja, kein Wunder, dass er bei Sophia ziemlich ratlos ist, denn sie scheint nichts von dem zu verstehen, was er ihr versucht zu vermitteln.

Er kommt aus einer sehr reichen Familie, geht aber trotzdem in einem Zauberladen arbeiten, weil das Zaubern seine große Leidenschaft ist.

Allgemein konnte ich der Geschichte um Sophia und Josh leider nicht sehr viel abgewinnen. Viel zu viele Situationen sind ähnlich, es passiert jedoch nichts nennenswertes Neues und somit zieht sich das Buch sehr. Der Schreibstil war zwar sehr angenehm, hatte mich aber öfter mal etwas irritiert, was nicht wirklich zur Verbesserung des Leseerlebnisses geführt hat.

Außerdem empfand ich viele Dinge in diesem Buch absolut nicht nachvollziehbar. Sophia zeigt ganz klare Züge von Autismus und/oder Depressionen und Angststörungen und die Familie geht nicht ein einziges Mal mit ihr zum Arzt. Stattdessen wurde mal darüber gesprochen, einen IQ-Test zu machen, weil sie ja so schlau ist. Dieser wurde jedoch nicht durchgeführt, da die Familie einfach nur eine „normale“ Tochter in ihrem Leben haben wollte. Das ist einfach ein Verhalten, dass ich als absolut verachtenswert empfinde. Normalerweise sollten sich Eltern vernünftig um ihre Kinder kümmern und nicht nichts tun oder versuchen alles zu erzwingen, damit sich irgendwas verändert.

Ziemlich unrealistisch war ebenfalls, dass Sophia am Ende des Buches auf einmal in der Lage ist, eine 180°-Wende hinzulegen in ihrem Verhalten und es ihr damit gut geht. In Null Komma Nichts hatte sie auf einmal ein fast „normales“ Verhältnis zu ihrem Bruder und konnte gegenüber Josh Gefühle zeigen. Kam da jetzt der Zwang auf, bei dieser Geschichte unbedingt ein Happy End zu erzählen? Auf mich wirkte es so.

Leider ist auch der Klappentext ziemlich irreführend. Ich hatte gedacht, dass die beste Freundin Elsie schon in die USA gegangen ist, um zu studieren, stattdessen passiert dies erst auf den letzten Seiten der Geschichte. Und da sich Sophia nicht wirklich große Gedanken darum gemacht zu haben scheint, ist auch die „ewige Einsamkeit“ nichts, was zu erwarten ist (vor Sophias plötzlichem Wandel).

Kinder-/Jugendbuch hin oder her – die Idee, von zwei vollkommen unterschiedlichen Menschen im Oberstufenalter, die sich irgendwie verlieben und bei der einer von beiden ein paar größere Probleme hat oder krank ist, ist absolut keine schlechte. Hier ist es aber definitiv an der Umsetzung gescheitert. Wenn ich deutliche Zeichen von Krankheit in einer Geschichte anspreche, dann muss ich es auch vernünftig umsetzen. So waren letztendlich Sophias Verhaltensweisen einfach nur unnatürlich und dadurch wirkte sie auf mich als Leser sehr unsympathisch.

Das einzig gute an diesem Buch, war für mich das Cover. Es zeigt das Unendlichkeitszeichen und dadurch, dass eben dieses in der Mathematik verwendet wird und auch eine magische Definition hat, hat es zu Sophia und Josh als Mathegenie und Hobby-Magier perfekt gepasst.

Letztendlich hatte ich mir von dieser Geschichte einfach viel mehr erhofft. Mehr Tiefgang, mehr Gefühle und nicht ewig dieselbe Leier, bis dann von Zauberhand alles funktioniert wie man es sich wünschen würde. Leider für mich ein absoluter Flop.