Rezension

Charlotte Thomas als Qualitätsgarantin.

Das Erbe der Braumeisterin - Charlotte Thomas

Das Erbe der Braumeisterin
von Charlotte Thomas

Mal wieder ein Buch von meiner Lieblingsautorin aus dem letzten Jahr, Charlotte Thomas. Und der 3. historische Roman, den ich von ihr gelesen habe. „Der König der Komödianten“ und „Die Liebenden von San Marco“ haben bereits ihren Platz auf dem Blog gefunden.

Diesmal war allerdings einiges anders als in ihren anderen Romanen: Die Autorin entführt uns zwar wieder ins 13. Jahrhundert, allerdings diesmal ins Deutsche Reich – nach Köln.

Nach Charlotte Thomas großartigen Venedig- Romanen eine willkommene Abwechslung!

Und wir finden uns in einer Kunst wieder, die bisher in ihren bisherigen Büchern auch noch nicht zur Sprache gekommen ist: Der Kunst des Bierbrauens.

Die junge Braumeisterin Madlen ist eine angesehene Bürgerin der Stadt Köln. Gemeinsam mit ihrem Mann Konrad führt sie eine gut laufende Brauerei, die ihnen ein angenehmes Leben ermöglicht. Dies ändert sie jäh, als Konrad ermordet wird.

Und als Frau darf Madlen auf Grund einiger Nachlassversäumnisse ihres Ehemannes die Brauerei nicht weiterführen.

So muss sie eine Zweckehe eingehen: Mit dem zu Tode verurteilten Johann von Bergerhausen, der einige dunkle Geheimnisse mit sich bringt und die bösen Mächte der Stadt gegen Madlen und ihre Familie aufbringt…

In dem Roman geht es um den Kampf zwischen dem Adel und den Zünften, zwischen dem Erzbischof und dem weltlichen Dasein, zwischen der erstarkenden Wirtschaft, die unter den Kaufleuten und Handwerkern floriert und dem konservativen Wertesystem. Alle Themen, die die Menschen in dieser Zeit bewegt haben müssen, sie sind verarbeitet.

Es ist wieder ein typischer Charlotte Thomas- Roman und das, obwohl das Buch diesmal deutlich kürzer ist als die vorherigen. Am Anfang versteht man alles. Dann entgleitet einem die Geschichte langsam – ebenso wie der Hauptperson. Man kann nicht mehr alles zu 100% überblicken, da die Nebenhandlungen langsam aufeinander zuführen.

Und am Ende ist wieder alles klar. Keine einzige Szene der Nebenhandlungen war umsonst, alles war geplant und alles ergibt einen Sinn.

Dabei habe ich mich bei diesem Roman etwas schwerer getan als bei den beiden, die ich vorher gelesen hatte. Bei diesen beiden hatte ich das Gefühl, dass der Grad an Verwirrung und Undurchschaubarkeit der Verstrickungen genau der richtige war. Bei „Das Erbe der Braumeisterin“ habe ich für meinen Geschmack etwas zu lange gebraucht, um zu verstehen, wie nun alles zusammenhängt. Teilweise musste ich zurückblättern und einige Szenen nochmals lesen, um alles zu durchschauen. Das kann aber auch daran liegen, dass ich nicht aufmerksam genug gelesen habe, ich will das nicht per se dem Buch ankreiden.

Aber die Verstrickungen waren hier doch deutlich perfider angelegt als beispielsweise beim „König der Komödianten“.

Denn es spielen eigentlich alle Personen ein falsches Spiel. Jeder steckt mit jedem unter einer Decke und verteilt seine Informationen sehr gewissenhaft.

Zwischendurch ist die Geschichte wie immer gefüttert mit den hervorragenden historischen Kenntnissen von Charlotte Thomas, die zum viele Details zum Alltagsleben in den Blick nimmt. Und auch die Vorgänge des Bierbrauens werden detailliert beschrieben – man merkt, dass die Autorin sich richtig in das Thema hineingearbeitet hat.

Ein sehr guter historischer Roman, der von seiner Emotion aber nicht an die beiden vorher gelesenen Bücher heranreicht.

Die Geschichte hat mich nicht in dem Sinn „gefangen genommen“. Die Liebesgeschichte zwischen Madlen und Johann ist zwar wunderschön, aber doch eher im Bereich der seichteren Unterhaltung angesiedelt.

Das Verhalten des Erzbischofs zum Beispiel fand ich dagegen recht widersprüchlich. Aber genau solche Figuren machen auf der anderen Seite auch die unvorhersehbaren Geschichten von Charlotte Thomas aus. Und am Ende steht ja, wie sollte es auch anders sein, natürlich immer das Happy End.