Rezension

charmanter Whodunit mit viel historischem Hintergrundwissen

Völkerschau - Gregor Müller

Völkerschau
von Gregor Müller

Bewertet mit 4 Sternen

Commissar Kreiser sucht einen aus der Völkerschau entlaufenen Afrikaner, doch dann kommt ihm ein Mord dazwischen, ein Mord an einem angesehenen Bürger der Stadt. Es ist seine erste Mordermittlung und er ist entsprechend aufgeregt und unsicher zugleich. Doch zu seinem Glück steht ihm der erfahrene Staatsanwalt Möbius zur Seite. Er ist bereits auf den jungen Commissar aufmerksam geworden und möchte ihn gern bei seiner Ermittlung und Entwicklung unterstützen.

Wir befinden uns im Jahr 1898 im deutschen Kaiserreich. Auf Standesunterschiede wird sehr geachtet und vor allem die Außenwirkung ist den Menschen der Zeit und damit auch den Protagonisten wichtig. Völkerschauen sind absolut im Trend - wir schauen im Tiergarten nicht nur wilde Tiere sondern auch andere Bestien - "Neger" die dem Tier näher sind als dem Menschen. Ein gruseliges Phänomen der Zeit...

Commissar Kreiser wohnt bei der blinden Hannah, einer ehemaligen Lehrerin,  zur Untermiete. Nach dem gemeinsamen Abendessen sitzen sie zusammen und der Commissar berichtet über seinen Alltag und seine Fälle. So erfährt sie einiges über das Leben in der Stadt, an dem sie nur noch eingeschränkt teilnimmt und er ordnet seine Gedanken. Außerdem helfen ihm ihre klugen Fragen und Bemerkungen bei der Ermittlung.

Diese beschriebene Szene macht für mich die Grundstimmung des Krimis aus, ruhig, erzählend, rekapitulierend. Keine Hetzjagden, keine Schießereien und selbst spektakuläre Festnahmen sind dann in der Rückschau aus dem Sessel gar nicht mehr so spektakulär. Für mich war dies etwas zu ruhig, zu zurückgenommen.

Der Autor hat viel Wissen über die Zeit zusammengetragen und versteht es auch, dieses zu vermitteln ohne belehrend zu wirken. Generell ist das Buch sehr entspannt zu lesen, mit viel Lokalkolorit, gut beschreibend. Auch die Lösungen der beiden Fälle sind stimmig und nachvollziebar. Man darf sich in seiner Leseecke entspannt zurücklehnen und wurde gut unterhalten.

Fazit: Ein charmanter historischer Krimi mit logischer Auflösung. Freunden des Genres sicher zu empfehlen. Für mich zu wenig Action.