Rezension

Charme des Vorgängers fehlt

Nur einen Horizont entfernt
von Lori Nelson Spielman

Bewertet mit 3 Sternen

"Nur einen Horizont entfernt" handelt von der erfolgreichen Fernsehmoderatorin Hannah Farr, die von einer alten Schulkameradin zwei Steine geschickt bekommt. Diese sind Teil eines neuen Hypes, das die ganze USA in Aufregung versetzt: der erste Stein soll als Zeichen der Vergebung an die Person zurückgeschickt werden, die einen um Vergebung gebeten hat und der zweite Stein soll an die Person gehen, die man selbst um Vergebung bittet. Hannah verdrängt diese Steine zunächst, doch dann bieten sich neue Karrieremöglichkeiten und warum den Hype nicht selbst nutzen? Hannah beginnt sich zu fragen, wen sie um Vergebung bitten soll und weckt damit die Geister der Vergangenheit, denn mit ihrer Mutter hatte sie keinen Kontakt mehr seit sie ein Teenager war.

Die ganze Grundidee hat mich von Anfang an überzeugt. Zwei Steine, die eine wirklich positive und vor allem nachdenklich machende, selbstreflexierende Wirkung haben. Doch mir war gleich klar, dass zwei kleine Steine nicht eine ganze Geschichte tragen können.

Die Geschichte tragen kann vor allem die Protaginistin nicht. Hannah ist zwar nett und sicherlich wächst auch sie an der Geschichte, aber sie bleibt mir zu untstet, zu wankelmütig und zu abhängig von allen anderen. Vor allem die Naivität, die sie manches Mal an den Tag legte, war wirklich zum Gruseln. Nur gut, dass es einige wirklich liebevolle, starke Nebenfiguren gibt. Dazu gehören definitiv Jade und Dorothy, ohne die hannah im Lebtag ihren A*** nicht hochgekriegt hätte.

Mit der wankelmütigen Hannah dümpelt vor allem im Anfangsteil die Geschichte nur so vor sich hin. Die Steine setzen zwar schon das eigentliche Geschehen in Gang, aber Hannah ist noch zu sehr mit sich und vor allem ihren Erwartungen an ihre Beziehung zu einem angehenden Bürgermeister beschäftigt. Es passiert zunächst wirklich kaum etwas, an dem man Pack an nehmen kann, um endlich von der Geschichte angefixt zu werden. Zudem kommt hinzu, dass zwischendurch so viele Aspekte so vorhersehbar sind. Die Funktion von Claudia ist offensichtlich. Es ist direkt klar, dass Hannah als Jugendliche das Biest war, auch die Episoden auf dem Weingut sind ohne Innovation.

Der große Wendepunkt ist dann, wo die Geschichte für Hannah bergab geht. Sie gerät an ihre Grenzen und wird dadurch wirklich stärker. Die Geschichte nimmt an Fahrt auf, die Versöhnungssteine stehen nun endlich wirklich im Mittelpunkt und damit werden die letzten 100 Seiten tatsächlich zu einem Lesevergnügen. Man kann wirklich noch viel über Versöhnung und Vergebung lernen. Neben vielen wichtigen Botschaften schließen sich auch alle Handlungsbögen vollkommen logisch und natürlich mit Happy End. Da darf dann auch der Kitsch nicht fehlen, aber der ist wirklich wunderbar in die Geschichte eingefügt.

Fazit: "Nur einen Horizont entfernt" bietet über weite Teile eine lahme Umsetzung einer tollen Idee. Kaum Highlights, eine zunächst schwache Protagonistin, die Geschichte will einfach nicht in Fahrt kommen. Doch Hannahs Tiefpunkt war mein Höhepunkt. Es geht plötzlich Schlag auf Schlag, die Geschichte bekommt noch eine überzeugende Botschaft und man sieht aufblitzen, warum "Morgen kommt ein neuer Himmel" so erfolgreich war!