Rezension

Christas Traum

Das Erbe von Pollard Creek - Claudia Romes

Das Erbe von Pollard Creek
von Claudia Romes

Christas Traum

„So lange dein Traum noch darauf wartet, dass du ihn wahr machst, möchte ich dir meinen schenken. Du kannst die Ranch verkaufen, oder du bleibst und machst da weiter, du damals aufgehört hast. Ich weiß, du wirst dich richtig entscheiden. Lass dich von deinem Herzen leiten. Es kennt dich am besten.“

Ellie Fischer aus Frankfurt verbrachte in jungen Jahren eine glückliche Zeit bei ihrer fürsorglichen und liebevollen Tante Christa in Kanada. Nach deren Tod kehrt sie zur Regelung des Nachlasses wieder zurück nach Pollard Creek. Ihr Vermächtnis – eine Ranch im traumhaften Okanagan Valley – bringt Ellie in einen Zwiespalt. Zum einen entwickelte sich ihr Leben in Deutschland nicht so, wie sie es erhofft hatte, zum anderen übt ihre erste große Liebe Sean immer noch eine starke Anziehungskraft auf sie aus. Das Rätsel um den unbekannten Verfasser der wie einen kostbaren Schatz gehüteten Liebesbriefe in Christas Hinterlassenschaft beschäftigt Sean und Ellie.

Bereits beim ersten Blick auf das Coverfoto dieser Neuerscheinung von Claudia Romes war ich fasziniert von der wunderschönen kanadischen Landschaft und dem idyllisch gelegenen Haus am Ufer eines Sees. Auch der Klappentext klingt vielversprechend. Die Autorin rekonstruiert durch die Ich-Erzählerin Ellie die Geschichte einer lebenslangen Liebe, die nicht sein durfte, und berichtet von den Versuchen ihrer Protagonistin, Licht in das Liebesleben ihrer Tante zu bringen.  Obgleich die Identität des mysteriösen „M“ lange im Dunkeln bleibt, wird kaum Spannung aufgebaut. Die Auflösung des Rätsels und der Ausgang der Romanze zwischen den beiden Protagonisten wurden in wenigen Sätzen abgehandelt, was mich ein wenig enttäuschte - hier hätte ich definitiv mehr erwartet.  

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, die sprachliche Umsetzung vermochte mich jedoch ebenso wenig zu überzeugen wie die Charakterzeichnung der handelnden Figuren. Claudia Romes schaffte es zu meinem Bedauern nicht, mir die Personen, ihre Gedanken und Emotionen wirklich nahe zu bringen. Ellie und Sean konnten mich nicht emotional einbeziehen, Ellies Mutter und die Immobilienmaklerin Jessica O’Connor fungierten hingegen als etwas überspitzt gezeichnete Nebenfiguren und Antagonisten. Meine größte Enttäuschung stellte Seans Vater Jo Wheaton dar, wobei ich auf meinen diesbezüglichen Leseeindruck angesichts etwaiger Spoiler nicht näher eingehen werde. Christas Nachbarn Tobias Mc Lerk empfand ich als Sympathieträger, der alte Witwer war meine favorisierte Nebenfigur dieses Buches.

Die Geschichte plätschert dahin, entbehrt großer Emotionen und jeglicher Tiefe, man findet keine aufregenden Höhepunkte, das Ende ist vorhersehbar. Ein großer Pluspunkt sind die Beschreibungen der kanadischen Winterlandschaft, die Ellie Fischer bei ihrer Ankunft vor den Weihnachtsfeiertagen vor Augen hat. Das Haus auf dem Coverfoto, das grüne Gras und der glasklaren See entsprechen jedoch in keiner Weise der inhaltlichen Beschreibung im Buch.

Fazit: „Das Erbe von Pollard Creek“ konnte mich leider nicht überzeugen. Ich empfand diesen Roman als leichte, lockere Lektüre für Zwischendurch. Es ist eine Geschichte ohne Tiefgang und mit handelnden Figuren, denen es für meinen persönlichen Geschmack stark an Authentizität mangelt.