Rezension

CinderElla modern erzählt

Cinder & Ella - Kelly Oram

Cinder & Ella
von Kelly Oram

Bewertet mit 4 Sternen

Kelly Oram nimmt in Cinder & Ella neben dem Titel mehrere Motive aus dem Märchen Cinderella und unterzieht das Ganze einer Modernisierung. Das ist ihr im Großen und Ganzen gut gelungen.

Cinder und Ella sind beste Freunde. Beste Freunde in der Cyberwelt. Sie lernen sich über den Bücherblog kennen, den Ella betreibt. Was Ella nicht weiß ist, dass Cinder der neue aufgehende Stern am Himmel Hollywoods ist. An ihrem 18. Geburtstag verunglückt sie so schwer, dass sie mehrere Monate in Kliniken verbringen muss. Als sie danach zu ihrem Vater, der Stiefmutter nebst Stiefschwestern kommt, beginnt ihr langer Weg zurück ins Leben. Als sie sich schließlich wieder bei Cinder meldet, ist völlig unklar, wie er reagieren wird…

Pluspunkte dieses Buches:

Ella ist eine starke Hauptfigur, die sowohl gegen die Auswirkungen ihres Unfalls ankämpft, als auch gegen die Widerstände, die sich ihr in ihrer neuen Familie und neuen Schule in den Weg stellen. Sie ist mutig und kämpft sich nach und nach zurück ins Leben!

Ihre beste Freundin Vivian und deren Eltern muss man als Leser/in einfach lieben. Sie stehen immer hinter Ella, unterstützen sie, sind da für sie und sind zudem so kreativ, dass ich mir wünschte, es gäbe die Möglichkeit, sie kennenzulernen. ;)

Cinder, kann man natürlich kritisch sehen. Ich denke jedoch, dass sein Superstarimage aufgesetzt ist. Er lebt den wilden Hollywoodstar nebst Skandalen voll aus, nachdem er glaubt, Ella für immer verloren zu haben. Der Typ hinter der Fassade ist einfühlsam und Ella immer ein sehr guter Freund.

Die Cyberfreundschaft zwischen Cinder und Ella ist ein großer Spannungsträger des Buches. Zwei Menschen, die sich noch nie begegnet sind, sich nur über Nachrichten kennen. Das ist spannend. Was passiert, wenn die beiden sich zum ersten Mal begegnen.

Gut dargestellt ist zudem die Stiefmutter, ein Model, das so sehr auf den äußeren Schein dressiert ist, dass sie Ella auf ihre äußerlichen Defizite und die Beseitigung dieser reduziert, ohne dieses Böse zu meinen.

Die Mechanismen des Mobbings finde ich auch sehr gut ausgearbeitet. Selbst als sich alle einig sind, wer Opfer und wer Täter ist, wird vorgeschlagen, dass das Opfer die Schule verlässt und nicht die Täter. Denn dies ist die einfachere Lösung des Konflikts. Nicht sehr wünschenswert, dafür sehr realistisch.

Kelly Oram beherrscht ihr schriftstellerisches Handwerk. Sie zieht einen nach und nach unmerklich in die Geschichte, bis man gar nicht mehr aufhören mag. Ich musste irgendwann einfach wissen, ob Cinder und Ella ihr Happy End bekommen. Das macht sie zum einen durch die oben beschriebenen liebenswerten Personen, über die man einfach noch ein bisschen mehr erfahren möchte. Zum anderen legt sie ihnen Hindernisse in den Weg, bei denen ich wissen möchte, wie diese wieder beiseite geräumt werden. Und das wichtigste ist natürlich, dass ich bei einer Cyberfreundschaft wissen möchte, wann begegnen sich die beiden und was passiert dann…

Schwachpunkte des Buches:

Zu Beginn des Buches kann der Eindruck entstehen, dass man die Geschichte so oder ähnlich schon häufig gelesen hat. Männlicher Superstar, der seine wahre Identität verbirgt. Junge Frau, die aufgrund eines Unfalls mit sichtbaren Folgen zu kämpfen hat und nun unter Komplexen leidet.

Intrigen und intrigante Personen können mir schnell jegliches Lesevergnügen nehmen, wenn der Bogen überspannt wird. Hier gab es zwei Personen, die besonders hervorstachen. Eine im Umfeld von Ella und eine im Umfeld von Cinder. Doch die Autorin weiß gerade noch, wann sie Schluss machen muss. Zum Glück für mich.

Ella, die immer wieder glaubt, kein Mann kann sie mehr begehren und lieben. Das ist manchmal ein wenig anstrengend.

Fazit:

Wer zu Beginn nicht aufgibt, weil er denkt, die Geschichte vom Superstar, der seine Identität verbirgt und der jungen Frau mit Narben, die denkt, niemand kann mich jemals wieder lieben, kenne ich schon, wird mit einem Buch belohnt, das nach und nach Sogwirkung entwickelt. Es gibt ein paar Intrigen, das gehört dazu. Eine beste Freundin, wie wir sie alle gerne hätten. Und wie es sich bei so einem Buch gehört ist die Geschichte romantisch und eine schöne Liebesgeschichte – na klar!