Rezension

College - Freundinnen auf dem Weg ins Leben

Aller Anfang - J. Courtney Sullivan

Aller Anfang
von J. Courtney Sullivan

College - USA - Smith College - Freundinnen - Lesbische Liebe - Feminismus - ungewollte Schwangerschaft - Gleichberechtigung - die Suche nach dem Weg im Leben

Das Smith-College an der Ostküste der USA. Eines der wenigen rein weiblichen Colleges der USA. Sehr renommiert. Hier lernen sich vier Studentinnen kennen, weil sie zufälligerweise auf einem Flur in einem der Wohnheime untergebracht werden. Eigentlich sind die Frauen sehr unterschiedlich. Da ist Sally, die gerade ihre Mutter verloren hat und nächtelang weint. Bree, eine typische Südstaaten-Schönheit - und schon verlobt. Celia, die sich um alle kümmert und froh ist, dem erzkatholischen Umfeld ihrer irischen Familie zu entkommen - wobei sie ihre liebevolle Familie eigentlich sehr schätzt. Und da ist April, Tochter einer alleinerziehenden Mutter, radikale Feministin und die einzige, die sich ihr Studium selbst finanzieren muss. 

Das gemeinsame Wohnen wird die jungen Frauen zusammenschweißen, so unterschiedlich sie auch sind. Und auch nach dem Abschluss verlieren sie nicht den Kontakt und gehen gemeinsam durch Höhen und Tiefen. Doch es gibt auch Risse in der Zusammengehörigkeit. Mit Mitte 20 stehen einige von ihnen am Scheideweg. Welche Wege sollen sie im Leben beschreiten? Heiraten und Kinder? Oder lieber Romanautorin werden? Eine Beziehung voller Gefühle aber auch voller Probleme weiterführen? Oder zurückkehren in die Heimat und ein konventionelles Leben führen?
Als die Frauen sich vier Jahre nach dem College zur Hochzeit von Sally treffen, prallen die unterschiedlichen Ansichten aufeinander. Aber es warten noch viel größere Einschnitte im Leben auf die Frauen...
Dieser Roman besticht durch seine guten Charakterzeichnungen und durch seine Vielzahl an Themen, die sehr realistisch dargestellt werden und mich als Leserin zum Nachdenken brachten. Es geht um Feminismus - radikal und gemäßigt. Um Gleichberechtigung, um Entscheidungen für das weitere Leben, um die Bedeutung der familiären Herkunft für das eigene Leben.
Es geht aber auch um das enge Zusammenleben auf dem Campus eines Colleges, das nur von Frauen besucht wird. Dort gibt es viel lesbische Liebe, viele abgedrehte Aktionen und Partys. Und das war etwas, mit dem ich persönlich nicht viel anfangen konnte. Kennen wir doch in Deutschland weder das enge Zusammenleben in einem Wohnheim auf dem Campus noch rein weibliche Universitäten. Allerdings hat die Autorin selbst das Smith College besucht - also ist davon auszugehen, dass die Schilderungen realistisch sind. Und eine typisch amerikanische Situation zeigen.
Ein wenig schade fand ich, dass die Geschichte nur die College-Zeit und die Jahre danach bis ca. Mitte 20 erzählt. Dadurch wirkte manches noch unfertig  - im Gegensatz zum letzten Roman der Autorin (All die Jahre) der seine Protagonistinnen fast ein ganzes Leben begleitete.
Mir hat die Lektüre trotzdem sehr gut gefallen. Jedes Buch der Autorin hat mir bisher gut gefallen. Jedes ist gut geschrieben, hat Tiefgang und ist alles andere als seicht. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Roman von J.  Courtney Sullivan.