Rezension

Cosy Crime at its best!

Tödliche Zeilen (Krimi, Cosy Crime) - Dorothea Stiller

Tödliche Zeilen (Krimi, Cosy Crime)
von Dorothea Stiller

Bewertet mit 5 Sternen

Dies ist nun schon das zweite Werk von Dorothea Stiller, in dessen Lesegenuss ich kommen durfte und erneut bin ich rundum begeistert vom fesselnden Schreibstil der Autorin!

Ein trauriges Ereignis sorgt dafür, dass die pensionierte Lehrerin Agnes Munro in das kleine schottische Küstenstädtchen Tobermory zurückkehrt – zurück an den Ort, mit dem sie den schmerzlichsten Verlust ihres Lebens verbindet. Ihre eigenen Gefühle rücken jedoch in den Hintergrund, denn ihre beste Freundin Effy braucht Agnes nun dringender denn je: Effys Sohn Neil ist bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Noch während Familie und Freunde den Tod des jungen Mannes betrauern, erleiden Effy und ihr Mann Charlie den nächsten Schicksalsschlag. Ein zweiter Todesfall? Kann das Leben wirklich so grausam sein? Oder steckt ein perfider Mörder dahinter, der seine Kaltblütigkeit berechnend hinter einer freundlichen Fassade versteckt? Als Agnes auf immer mehr Ungereimtheiten stößt, beschließt sie, der Sache auf den Grund zu gehen und entdeckt dabei nicht nur, dass viele Menschen im scheinbar idyllischen Tobermory ihre Geheimnisse haben, sondern auch, dass sie sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen muss.

Die Hauptfigur Agnes ist eine liebenswerte, einfühlsame Pensionistin mit erstaunlich viel Scharfsinn und Humor. Sie vertraut ihrem Bauchgefühl, zieht keine voreiligen Schlüsse und ist eine loyale Freundin für Effy und Charlie. Kein Wunder, dass sie in auch Jahre nach ihrer dortigen Tätigkeit als Lehrerin (- sie war "streng, aber gerecht" -) in Tobermory so geachtet wird und allseits beliebt ist. Agnes ist durch und durch herzlich, mit so jemandem möchte man gerne befreundet sein. Überhaupt alle Charaktere wirken unheimlich authentisch, sind mit beeindruckend viel Tiefe versehen und überzeugend ausgearbeitet worden. Ein besonderes Highlight sind die feinen Zwischentöne, auf die beim Schreiben viel Wert gelegt worden ist; sie lassen die Figuren noch greifbarer und nachvollziehbarer in ihren individuellen Handlungen erscheinen.

Das atemberaubende Setting an der schottischen Küste ist wie geschaffen für einen Wohlfühlkrimi; man spürt förmlich den Wind in den Haaren, während die Protagonisten durch die kleinen Gassen spazieren. Die detaillierten Beschreibungen, die immer wieder geschickt in die Handlung eingeflochten sind, tun ihr Übriges und lassen den Leser völlig in das Alltagsleben von Tobermory eintauchen, wo jeder jeden kennt und Gemeinschaftssinn großgeschrieben wird.

Neben dem flüssigen, die Spannung angenehm steigernden Schreibstil hat mich auch die Stimmigkeit der Handlungsabfolge überzeugt. Am Ende entsteht ein sinnvolles Gesamtbild, bei dem keine Fragen offenbleiben. Trotz trauriger Ereignisse ist die Wortwahl nicht zu emotionsgeladen, dennoch bezaubern immer wieder Momente der Rührung den Leser. Obwohl die Story kriminelle Aspekte enthält, ist dies kein blutrünstiger Roman mit Horrorfaktor, im Gegenteil. Die Perspektivenwechsel erfolgen stets im spannendsten Moment, sodass die Neugier ins Unermessliche gesteigert wird und man einfach nicht aufhören möchte, zu lesen.

Das wunderschöne, geschmackvoll gestaltete Cover, auf dem ein uriges Häuschen an einer stürmischen Küste abgebildet ist, ließ mich bereits vor dem Lesen träumen; auch der Buchtitel, dessen wahre Bedeutung sich erst gegen Ende der Geschichte vollständig erschließt, ist mehr als treffend gewählt und in großen roten Lettern signifikant in Szene gesetzt worden.

Fazit: Genau SO sollte der perfekte Cozy Crime-Roman sein! Eine eindeutige Leseempfehlung für alle Fans von spannender Lektüre und Wohlfühlliteratur!