Rezension

Crawfie

Teatime mit Lilibet - Wendy Holden

Teatime mit Lilibet
von Wendy Holden

Bewertet mit 3.5 Sternen

In Schottland blickt eine alte Frau aus dem Fenster, als sie die Wagen der königlichen Familie nach Balmoral fahren sieht. Wieder wird der Wagen nicht anhalten und sie winkt vergebens.

Marion Crawford ist eine junge Frau, die ihre Ausbildung zur Lehrerin macht. Sie möchte gegen das Elend und die Unwissenheit in den Edinburgher Slums angehen. Als Berufsziel kommt für sie auch nur die Arbeit mit benachteiligten Kindern in Frage. Doch in ihrem letzten Studienjahr geht sie über die Sommerferien als Gouvernante zu einer adligen Familie und dort wird die Herzogin von York auf sie aufmerksam. 16 Jahre als Lehrerin für ihre Töchter Elizabeth und Margaret beginnen.

Sie wird eine Vertraute für die Kinder, kennt ihre Freuden, aber auch ihre Nöte. Entsetzt ist Marion von der Weltfremdheit der beiden Mädchen, die in einem Kokon aufwachsen. So fährt sie mit ihnen U Bahn oder geht in die Stadt ohne eine Gefolge um sich zu haben. Sie will, genau wie die Eltern, inzwischen König George und Königin Mary, den Mädchen ein verhältnismäßig normales Leben ermöglichen. Aber ein wenig verliert sie darüber ihr eigenes Leben aus den Augen.

Das Buch der Journalistin Wendy Holden ist ein Roman und keine Biografie, auch wenn sich die Autorin wohl von den Erinnerungen der Marion Crawford leiten ließ. Vieles wird also nahe an die Realität heranreichen. Mir ist es allerdings das ganze Buch über nicht gelungen, richtige Wärme oder Sympathie für Marion Crawford zu empfinden. Sie blieb mir einfach fremd.

Über manche Begebenheit musste ich sehr schmunzeln, Lilibeth Eltern schienen - zumindest vor der Krönung – sehr unkonventionell zu leben. Die Töchter führen ein ausgelassenes Leben, das aber von einer Blase umhüllt war. Allerdings ändert sich das, als Lilibeth Thronfolgerin wird. Für ihre Erziehung werden Spezialisten engagiert und „Crawfie“, so ihr Kosename bei den Royals wird immer verzichtbarer. Dann schreibt Crawfie ihre Biografie und die Konsequenzen begleiten sie bis zum Tod.

Erzählt ist diese fiktionale Biografie sehr flüssig und anregend, mit dem üblichen Blick hinter die Kulissen, die Neugierde befriedigt, auch wenn man kein Royals Fan ist. Das gelingt der Autorin sehr gut und unterhaltsam und mit liebenswertem Charme. Und es ist gleichsam ein Blick in eine vergangene Welt, zu viel hat sich auch für das britische Königshaus in den letzten Jahrzehnten verändert, aber mir bleibt nach dem Lesen die Erinnerung an die kleine Lilibeth mit den 5 Erbsen auf der Gabel. 

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 23. November 2020 um 17:50

Meine Bewertung ist identisch mit Deiner ;-) Schade, hätte man mehr draus machen können - LG!