Rezension

Currywurst und Therapie, sehr unterschiedliche Wege aus der Krise

Der kleine Krisenkiller - Jens Förster

Der kleine Krisenkiller
von Jens Förster

Jens Förster ist selbst Psychologe und hat bereits einige Krisen hinter sich gelassen. Dass er selbst weiß, wie wichtig und simpel manche Strategien sind, um kritische Lebenssituationen zu überwinden, macht das Buch authentisch. Dennoch dreht sich bei Förster nicht alles um sich. Dieses Buch wird nicht als autobiografische Krisenbewältigung genutzt, sondern bleibt professionell.

Angesichts der Krise reagiert jeder Mensch unterschiedlich. Viele Reaktionen sind bereits Strategien, mit der Situation umzugehen. Sport, Unternehmungen mit Freunden, aber auch künstlerisches Schaffen und das Wahrnehmen von Kulturangeboten.
Schon hier wird sichtbar, dass manche der Wege, die Förster hier präsentiert so häufig ablaufen, dass sie schon an der Grenze zur Verkitschung stehen. Die Schokolade oder der Eisbecher, das Gläschen Wein, eine Zigarette, eine Auszeit. Und genauso wird hier auch klar, dass nicht alle diese „automatischen“ Reaktionen gleich gut funktionieren. Wie schnell wird das Gläschen zur Flasche, die Auszeit zur Ausgrenzung. Wer nicht erkennt, dass die Krise bereits zu groß ist, rutscht in Depressionen, Abhängigkeiten, Folgeprobleme.
Darum zeigt auch Förster die Gefahren auf. Er selbst gönne sich auch mal eine Currywurst, aber eben nur in der akuten Situation der Krise, nicht ständig. Denn wo die Probleme sich nicht mit kleinen Veränderungen beseitigen lassen, müssen große her. Konkrete Umsetzungen von Plänen, Coaching, Therapie. Was in der Öffentlichkeit leider noch immer als unverzeihliche Schwäche gewertet wird, ist für den Einzelnen essentiell. Das Besinnen auf sich selbst, das Erkennen der eigentlichen Krise, das Überwinden dieser.
Jens Förster nutzt einen Stil, der schnell auf Augenhöhe ansetzt. Nicht von oben herab als klassischer Ratgeber mit dem „ihr müsst das so machen“ Prinzip, sondern mit dem Verständnis, dass jedem andere Wege helfen können. Eingängig ist das und sorgt auch dafür, dass auch die fremden Wege erkennbar werden. Die Gründe, warum gerade dieses oder jenes helfen kann, werden aufgezeigt. So stehen die Behauptungen nicht einfach im Raum, sondern lassen sich nachvollziehen. Hin und wieder nimmt es der Autor dabei sehr genau. Nicht nur Kunst als Oberthema wird beispielsweise aufgegriffen, sondern darunter auch die Abzweigungen zur Rezeption von Musik, Malerei, Literatur – um danach zum Schaffen dergleichen zu kommen.
Gut lesbar wird das Buch auch durch kleinere Anekdoten, die immer wieder die einzelnen Wege und Argumentationen unterstreichen. Auch andere Psychologen und Fachkräfte werden genannt. Authentisch und fachlich gut ausgearbeitet ist Der kleine Krisenkiller ein sehr interessantes Buch.  Als kleinen Einblick in das, was uns helfen kann, Krisen zu bewältigen, ist das Buch ideal. Gerade zur Vorbeugung oder in kleineren Krisenfällen lohnt es sich, einen Blick hinein zu werfen.