Rezension

Cybercalypse

Influence - Fehler im System - Christian Linker

Influence - Fehler im System
von Christian Linker

Bewertet mit 4 Sternen

Student Amir, Deutscher mit tunesischen Wurzeln ist ein typisches Kind dieser Zeit. Er ist mit dem Internet aufgewachsen und verfolgt regelmäßig den Blog des Netzaktivisten Habakuk, den er verehrt und dessen Streitgespräche mit dem Instagramsternchen Kalliope er aufmerksam im Netz verfolgt. Er kann es kaum glauben, dass ihm die Ehre zuteil werden soll, diesen geheimnisvollen Blogger, zu dem eigentlich Keiner Kontakt bekommt, zu treffen, um ihm einen Speicherchip mit brisantem Material eines Whistleblowers zu übergeben, der einen internationalen Internet-Skandal auslösen wird. Er ist schon auf dem Weg zum Treffpunkt nach Köln, als das Internet weltweit zusammenbricht und ein Chaos ohnegleichen losbricht.

Genüsslich lässt der Autor Christian Linker seine Leser mit seinem jugendgerechten, saloppen Schreibstil im plötzlichen Chaos versinken. Die Auswirkungen einer "Cybercalypse" sind durchaus realistisch dargestellt. Ich habe immer auch ein Stück Ironie empfunden, wenn der Autor zuweilen etwas über das Ziel hinausschiesst, um unsere Abhängigkeit heute vom Netz zu verdeutlichen. Neben jeder Menge Spannung und überraschenden Wendungen habe ich auch eine Menge gelernt über Influencer, Trollfabriken, Crowdworking und mehr.  Plötzlich werden Bürgerwehren aktiv, errichten Straßensperren und nutzen aus, dass die Polizei hoffnungslos überlastet ist. Der Tauschhandel blüht auf, da sich Keiner mehr Geld am Automaten besorgen kann. An den Tankstellen gibt es keinen Treibstoff mehr. Den gibt es nur noch bei Menschen die frühzeitig gehamstert haben und jetzt Wucherpreise verlangen. Es ist ziemlich erschreckend, wie viele Menschen offensichtlich in ein Steinzeitverhalten zurückfallen, und man mag sich gar nicht ausdenken, was passieren würde, würde zusätzlich zu unserer augenblicklichen Coronakrise noch ein Internet - Blackout dazukommen würde.

Der Protagonist Amir erscheint zuweilen etwas verpeilt aber sehr sympathisch, und mit ihm bekommt der Leser Einblick in das große Ganze. Das Buch war jedenfalls keine Minute langweilig und nicht nur für die jugendliche Zielgruppe spannend zu lesen.