Rezension

Cybermobbing

Im Netz des Lemming - Stefan Slupetzky

Im Netz des Lemming
von Stefan Slupetzky

Bewertet mit 4 Sternen

Als der Lemming mit Mario, einem Freund seines Sohnes zufällig in derselben Straßenbahn fährt, kommt es zu einem tragischen Vorfall: Auf Marios Handy-Display erscheint eine Nachricht, die den Jungen so verstört, dass er sofort von einer Brücke in den Tod springt. Der Lemming versucht ihn noch davon abzuhalten, doch erfolglos. Urplötzlich bricht ein Shitstorm über ihn herein, wird er doch in der Presse als pädophiler Triebtäter bezeichnet, der den Jungen in den Tod getrieben hat. Zusammen mit seinem alten Freund, Chefinspektor Polivka, macht er sich auf, die wahren Hintergründe zu Marios Tod aufzudecken.

 

So schnell kann es gehen, dass jemand vorverurteilt und von den Medien abgestraft wird: Wie schnell der Lemming in eine Rolle gerät, die ihn arbeitslos macht und seine Familie ausgrenzt, das ist leider nur allzu vorstellbar. Genauso wie das Mobbing, dem Mario zum Opfer fällt. Es ist erschreckend, dies zu lesen, denn die Geschichte klingt hier sehr realistisch. Berechtigte Gesellschaftskritik klingt durch. Allerdings verfängt sich diese Kritik m.E. zu sehr in den Untiefen der österreichischen Politik: Hier wird Bezug genommen auf aktuelle Ereignisse, das ist interessant, wird aber sehr breit getreten.

 

Dass dieses Buch Teil einer Reihe ist, war mir nicht von Anfang an klar. Dennoch lässt es sich auch gut für sich allein lesen, die nötigen Hintergrundinformationen erhält der Leser, sobald sie relevant werden. Allerdings habe ich nicht den Hintergrund zu dem Spitznamen des Protagonisten verstanden, mich hat es auch immer wieder gestört, dass der ehemalige Kommissar Leopold Walllisch als „der Lemming“ bezeichnet wird.

 

Dieser Krimi gibt einen interessanten Einblick in die österreichische Gesellschaft und behandelt gleichzeitig ein sehr brisantes und aktuelles Thema, nämlich Cybermobbing. Diese beiden Themen finde ich sehr gut gelungen dargestellt, allerdings muss ich Abstriche machen wegen der Umsetzung. Ich vergebe deshalb 4 von 5 Sternen und empfehle das Buch weiter.