Rezension

Cybermobbing

Die Nachricht
von Doris Knecht

Bewertet mit 3 Sternen

Nicht nur junge Leute sind vom Cybermobbing betroffen. In diesem Buch leidet Ruth, die vor kurzem Witwe geworden ist, darunter. Während sie noch versucht, den plötzlichen Tod ihres Mannes zu verkraften und ihren pubertierenden Sohn aufzufangen, der den Tod des Vaters unmittelbar miterlebte, erreichen sie Mails von einer wechselnden, unbekannten Adresse. Darin wird ihr offenbart, dass ihr Mann eine Geliebte hatte und sie verlassen wollte. Auch Freunde erhalten sie betreffende, diffamierende Mitteilungen über diverse Kanäle.

Die in Wien lebende, österreichische Journalistin Doris Knecht, 1966 geboren, schreibt aus Ruths Sicht. Sie lässt uns an den teilweise selbstzerstörerischen Gefühlen der Protagonistin teilhaben. Sie beleuchtet das Verhältnis zu deren Söhnen und der schwangeren Stieftochter, die sie so weit wie möglich unterstützt. Sie erzählt in kurzen Kapiteln, fast ohne Punkt und Komma, was das Buch leicht lesbar macht. Sie rollt Schuldgefühle auf, zeigt aber auch, dass die Liebe zum verstorbenen Ehemann nicht mitgestorben ist.

Ich habe mich mitnehmen lassen in Ruths Welt. Doch richtig warm geworden bin ich darin nicht. Schon bald zeichnete sich für mich ab, wer hinter den Anschuldigungen stecken könnte. Irgendwie konnte ich nicht verstehen, dass Ruth dafür so blind war. Wenig hilfreich empfand ich ihre Freunde, die ihr nicht wirklich zur Seite standen.

Ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss.