Rezension

Da stimmt etwas ganz und gar nicht...

Das Nest -

Das Nest
von Katrine Engberg

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist ein Tag im April, als in Kopenhagen der 15-jährige Oscar Dreyer-Hoff nicht von der Schule nach Hause kommt. Ein rätselhafter Brief gibt keine Anhaltspunkte über den Verbleib des Teenagers. Als weniger Tage später eine männliche Leiche in der Müllverbrennungsanlage geborgen wird, übernehmen Anette Werner und Jeppe Kørner die Ermittlungen.

Das Nest ist nun schon der vierte Band in der Reihe um das Ermittlerduo Jeppe und Werner. Die dänische Schriftstellerin Katrine Engberg hat sich schon längst mit diesem Team in meine Leseherz geschrieben. Es sind keine hochgradig spannende Handlung, aber immer wird ein intelligenter Plot erzählt, nachvollziehbar und aktuell, sprachlich einwandfrei, atmosphärisch ohne sich in Grauslichkeiten zu verlieren.

„Eine Wange der Leiche war zu erkennen. Sie war von Staub bedeckt und glich einer Statue, glatt und unbekümmert und sehr, sehr tot.“

Sehr rasch bekommt man im vorliegenden Kriminalroman das Gefühl, dass in der Familie Dreyer-Hoff etwas nicht stimmt, man könnte sagen, da ist etwas faul in Dänemark. Die Familie als Nest der Geborgenheit steht hier auf dem Prüfstand und dieser Blick richtet sich auf alle Beteiligten.

Was mich bei dieser Reihe überhaupt nicht stört, dass in den Nebenhandlungen auch sehr viel über die Ermittler zu erfahren ist. Wie sich Beruf, Familie, Beziehung oft nur mit Schwierigkeiten vereinbaren lässt, macht die beiden authentisch und das stärkt das Vertrauensverhältnis zu Anette und Jeppe. Ihre unterschiedliche Herangehensweise n den Fall macht die Ermittlungen und damit die Geschichte lebendig.

„Ich halte nicht allzu viel von solchen Ratespielchen, Jeppesen, das weißt du. Bauchgefühle beweisen meist nur, dass man Hunger hat.“

Für den Nachfolgeband Isola hat Katrine Engberg den dänischen Martha Prisen 2021 erhalten. Nachfolger! Das bedeutet, die Reihe ist noch nicht auserzählt, was mich ganz besonders freut.