Rezension

Dämonenpakt mal anders

Die Wächterdämonen - Das Dämonensiegel - Lena Seidel, Simone Singer

Die Wächterdämonen - Das Dämonensiegel
von Lena Seidel Simone Singer

Bewertet mit 4 Sternen

Morten Rykers ist ein Kunstdieb und zwar ein derart gerissener, dass selbst die Hölle auf ihn aufmerksam wird. Und so sitzt er plötzlich einem teuflisch attraktiven Fremden gegenüber, der ihm ein Angebot macht, das er unmöglich ablehnen kann.

 

Was als mehr oder weniger harmloser Flirt beginnt, verändert Mortens gesamtes Leben. Als „Beschaffer“ wertvoller Kunstgegenstände hat er sich einen Namen gemacht und sich eine ansehnliche Klientel aufgebaut. Auf diese Weise könnte er eigentlich bis zu seinem Ruhestand ohne Probleme weitermachen, doch dann läuft ihm ein rothaariger Unbekannter über den Weg, von dem er sofort so fasziniert ist, dass er ihn ohne Umschweife mit zu sich nach Hause nimmt.
Zu seinem Entsetzten stellt sich allerdings bald heraus, dass er von einem Dämon namens Damian verführt worden ist. Und dieser unterbreitet ihm noch in derselben Nacht den Vorschlag zu einem Pakt mit der Hölle, der Mortens gesamtes Leben auf den Kopf stellen wird…

 

Das Dämonensiegel ist der erste Band der Wächterdämonenquadrilogie über Morten und Damian alias Seere. Dass es sich zugleich um eine homoerotische Serie handelt, wird ziemlich schnell deutlich. Denn die Handlung dreht sich überwiegend um die beiden Hauptcharaktere, die sich erst bloß körperlich und dann auch emotional näherkommen. Die Beziehung zwischen dem Mensch und dem Dämon wird geschmackvoll und komplex, wenn auch etwas hastig dargestellt. Reibungspunkte sind durchaus vorhanden und machen die Lektüre interessant. Auch die Art und Weise, wie der Pakt im wortwörtlichen Sinn besiegelt wird, hat mich überrascht und ist mal etwas ganz anderes. Allerdings hätte ein bisschen mehr Ausführlichkeit der Story noch besser getan. Die zwei Protagonisten an sich sind sehr sympathisch und liebevoll gezeichnet. Im Gegensatz dazu wirken die Nebenfiguren etwas platt und nebensächlich, obwohl sie durchaus Potenzial haben, dem Meisterdieb und seinem Geliebten an charakterliche Tiefe das Wasser reichen zu können. Andere, wie Mortens Ex, scheinen nur Füllwerk zu sein, zumindest bis jetzt. Da die Geschichte durch das offene Ende deutlich als Mehrteiler ausgelegt ist, den man einfach weiterlesen muss, ist noch nicht klar, ob dies auch so bleibt oder ob die anderen Dämonen und Sterblichen nicht vielleicht doch eine größere Rolle spielen werden.

 

Der Schreibstil sorgt dafür, dass man den Roman in einem Rutsch durch hat. Anfangs ist er gewöhnungsbedürftig anders, etwas holprig in den Formulierungen, aber mit jeder Seite gewinnt er allmählich seinen ganz eigenen Charme. Leider ist das Buch sehr kurz geraten und die eigentliche Handlung abseits der Liebesbeziehung beginnt erst in den letzten Kapiteln. Das frustriert, vor allem wenn man den zweiten Teil der Reihe nicht gleich zur Hand hat.
Auch hätten ein paar Begebenheiten, die in wenigen Zeilen abgehandelt werden, ruhig etwas ausgeschmückt werden können.

 

Der erste Band der Wächterdämonen bietet einen schönen Einstieg in die Welt, die die beiden Autorinnen geschaffen haben. Die zwei Hauptcharaktere werden ansprechend dargestellt, sodass man sie sich gut vorstellen kann, auch wenn sie ihre Gefühle füreinander etwas zu schnell entdecken. Ebenso hätte das Drumherum ein bisschen Mehr durchaus vertragen. Denn richtiges Potenzial hat die Story rund um Morten und Damian/Seere allemal, da die Variante des Dämonenpakts originell und einfallsreich erzählt wird.
So jedoch wird man auf die Folgebände warten müssen und darauf, wie sie die Geschichte fortführen und welche Kniffe, Wendungen und interessante Nebenfiguren sie für den Leser bereithalten.