Rezension

Damit wir uns verstehen, müssen wir miteinander reden

Damit wir uns verstehen! - Markus Muliar

Damit wir uns verstehen!
von Markus Muliar

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Biografie handelt von der Sprachlosigkeit und Distanz eines Enkels zu seinem Großvater.

Markus Muliar ist Kaffeehausbesitzer in Wien und der Enkelsohn des österreichischen Volksschauspieler Fritz Muliar und arbeitet mit dem Buch " Damit wir uns verstehen. Mein Großvater und ich" seinen Werdegang auf.

Durch verschiedene Erzählungen bekommt der Leser Einblicke in die einzelnen Lebensabschnitte von Markus, z.B. der Kindheit im "open house", wo er unter Erwachsenen groß geworden ist, den Vater früh verloren, der übermächtige Großvater immer präsent. In der Jobfindungsphase meint Markus der Name Muliar öffnet ihm alle Türen, muss dann aber einsehen, dass auch Fleiß und Arbeit nötig sind. Als er dann schlussendlich nach verschiedenen Jobs zu einem Kaffeehausbesitzer wird, ist er endlich angekommen und fühlt sich in seinem Leben wohl. Sein Kaffeehaus befindet sich in der Nähe der Wohnung, in der er aufgewachsen ist. Der Kreis hat sich geschlossen.

Nachdem Markus die Tagebücher seines Großvaters gefunden und gelesen hat, kann er viele Handlungen verstehen und auch nachvollziehen, warum Fritz Muliar das Alleinsein gehasst hat.

 

Diese Biografie ist einfühlsam und sehr emotionsvoll, sie zeigt auf, wie schwierig es ist, sein Gegenüber zu verstehen, wenn man nicht redet.

Der lebendige und anschauliche Schreibstil beschert mir schöne Lesestunden und ich konnte mir die Begebenheiten gut vorstellen. In einigen Dingen habe ich mich wiedergefunden, was mich zum Nachdenken anregt. Die wunderschönen Beschreibungen der Schauplätze in Wien machen Lust, diese Stadt einmal zu besuchen und zu einem Kaffee bei Markus einzukehren.

Die Tagebücher sind auf einem anderen Papier gedruckt, so kann man deutlich erkennen, dies stammt aus der Feder von Fritz Muliar zur Zeit des 2.Weltkrieges. Das ist eine gute Idee.

 

Der Epilog macht deutlich, wie wichtig das Miteinander Reden ist. Wenn die ältere Generation mehr über ihr Erlebtes reden würde, könnten sie vielleicht auch ihr Trauma etwas lindern. Ich finde, Reden befreit.

 

Der letzte Satz des Buches "Damit wir uns verstehen, müssen wir miteinander reden" gilt nicht nur für die Kriegsgeneration, auch in unserem heutigem Leben erfahre ich immer wieder, wie wichtig miteinander reden ist.

 

Diese Biografie kann ich nur jedem empfehlen, der gerne solche liest und auch jenen, die die Sprachlosigkeit der Kriegsgeneration nicht verstehen.