Rezension

Daniel Silva - Der Geheimbund

Der Geheimbund -

Der Geheimbund
von Daniel Silva

Bewertet mit 5 Sternen

Ein paar Tage Urlaub in Venedig hat Chiara ihrem Mann Gabriel Allon, dem Chef des israelischen Geheimdienstes, abgetrotzt. Doch kaum sind sie in der Lagunenstadt angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Der Papst ist tot und sein Privatsekretär Luigi Donati hat berechtigte Zweifel an der offiziellen Darstellung der Ereignisse, weshalb er Gabriel, einen alten Freund des gerade Verstorbenen, um Hilfe bittet. Das Verschwinden des wachhabenden Schweizergardisten befeuert die Befürchtungen, dass der Pontifex ermordet worden sein könnte und bald schon stoßen Gabriel und Donati auch auf den Grund: der Papst hat offenbar das Evangelium nach Pilatus gefunden, das die Geschichte um Jesus‘ Kreuzigung neu erzählt. Ein mächtiger Orden jedoch, der schon lange Bande mit Europas Rechtsextremen flicht, will die Entdeckung verheimlichen und nicht nur das: die Mitglieder des Helenenordens greifen nach dem Pontifikat.

 

Im zwanzigsten Fall für den jüdischen Chefagenten geht es ans Eingemacht der religiösen Geschichte. Nicht nur spielt die Handlung im Herzen der katholischen Kirche, die schicksalhafte Verbindung zwischen Christentum und Judentum, die schwärzesten Zeiten der Geschichte sind das Leitmotiv des Romans. Daniel Silva hat mit „Der Geheimbund“ einmal mehr einen spannenden wie anspruchsvollen Thriller geschrieben, der einen actionreichen Plot mit Geschichte kombiniert und bestens unterhält.

 

Es sind die klassischen Zutaten, die Silva verwendet: ein mysteriöser Mord, eine geheimnisvolle Untergrundorganisation, die verschwiegenen Mauern des Vatikans, eine alte Schrift, die die Geschichte neu schreiben könnte. Zeitdruck durch das angesetzte Konklave und die Befürchtung, dass die höchste Position auf Erden an Rechtsextreme fallen könnte, befeuern das hohe Tempo der Erzählung.

 

Die Verflechtungen und Unterwanderung der Kirche – bei denen man sich schon fragt, inwieweit hier überhaupt Fiktion vorliegt – wird clever konstruiert und wirkt authentisch. Interessanter jedoch waren für mich die Empfindungen der jüdischen Agenten beispielsweise in München, Ort einer der schlimmsten Nachkriegstragödien, die so einfach hätte verhindert werden können. Oder auch die Frage, wie die beiden Weltreligionen zueinander stehen; einerseits der Vorwurf, dass die Juden den christlichen Messias getötet haben, andererseits das Schweigen des Vatikans zur Zeit des Holocaust.

 

Für mich vielleicht bislang der gelungenste Roman der Reihe, da er insbesondere den feinen Humor und Ironie des Protagonisten immer wieder Raum für realweltliche Anspielungen bietet:

« Was wäre schlimmer, als erleben zu müssen, wie die Ersparnisse meines Lebens in Rauch aufgehen?»

« Wie wär’s mit einer globalen Pandemie? Mit einem neuartigen Grippevirus, dem wir Menschen hilflos ausgeliefert sind? »

« Eine Plage? »

« Lachen Sie nicht, Cesare. Das ist nur eine Frage der Zeit. »

Kommentare

hobble kommentierte am 24. Oktober 2021 um 07:46

was fürs wunschregal