Rezension

Danke!

Bis ans Ende der Geschichte
von Jodi Picoult

Bewertet mit 5 Sternen

Allgemeines:

Bis ans Ende der Geschichte ist Ende August 2015 bei C. Bertelsmann erschienen. Es handelt sich um ein gebundenes, 560 Seiten starkes Buch. Auf dem Cover sieht man über die Schultern einer Frau, die offensichtlich etwas sehr altes in Händen hält. Man kann Schrift erahnen, aber nicht erkennen, um was es sich handelt. Für mich war das Cover erst beim zweiten Blick, beim genaueren Hinsehen, sehr spannend – ich wollte wissen, was die Frau in der Hand halten könnte.

Inhalt:

„Sage Singer ist eine junge Bäckerin. Sie hat ihre Mutter bei einem Autounfall verloren und fühlt sich schuldig, weil sie den Wagen gelenkt hat. Um den Verlust zu verarbeiten, nimmt sie an einer Trauergruppe teil. Dort lernt sie den 90jährigen Josef Weber kennen. Trotz des großen Altersunterschieds haben Sage und Josef ein Gespür für die verdeckten Wunden des anderen, und es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft. Als Josef ihr eines Tages ein lang verschwiegenes, entsetzliches Geheimnis verrät, bittet er Sage um einen schwerwiegenden Gefallen. Wenn sie einwilligt, hat das allerdings nicht nur moralische, sondern auch gesetzliche Konsequenzen. Sage steht vor einem moralischen Dilemma: Denn wo befindet sich die Grenze zwischen Hilfe und einem Vergehen, Strafe und Gerechtigkeit, Vergebung und Gnade?“ (Bloggerportal)

Meine Meinung:

Bis ans Ende der Geschichte erzählt auf verschiedenen zeitlichen Ebenen und aus vier unterschiedlichen Erzählperspektiven eine jüdische Familiengeschichte. Sage Singer, eine junge Frau, lebt in der heutigen Zeit. Sie führt durch das Buch und initiiert alles, was sonst noch erzählt wird: die Lebensgeschichte ihrer Großmutter Minka, die Geschichte von Leo, dem Mitarbeiter des Büros für Human Rights im Justizministerium und die Geschichte von Josef alias Reiner alias Franz, einem alten Mann aus Deutschland, der während des Zweiten Weltkrieges unaussprechliche Verbrechen begangen hat. Josef ist mittlerweile 95 Jahre alt und möchte, dass Sage ihm stellvertretend für das jüdische Volk Absolution für seine Verbrechen erteilt und ihm verzeiht. Beide lernen sich in einer Trauergruppe kennen und sind sich zunächst sehr sympathisch. Im Verlauf der Geschichte erzählt Josef Sage von seinen Gräueltaten. Sie ist fassungslos und angewidert von allem, was sie sich anhören muss. Nach und nach erkennt sie, dass ihre Familie in Josefs Leben auf unfassbar grausame Weise eine Rolle gespielt hat und beschließt, ihn für seine Verbrechen büßen zu lassen.
Dieses Buch ist vielschichtig. Es ist sowohl Tatsachenbericht, Parabel, Geschichtsbuch als auch eine gut erzählte Familiengeschichte.

Jodi Picoult ist es mit ihrem Buch gelungen, ihre Geschichte so zu erzählen, dass man sich tief berührt fühlt und genauso wie Sage entsetzt den Erzählungen Josefs folgt. Die Identifikation des Lesers mit Sage und ihrer Großmutter Minka ist unglaublich wichtig, sonst kann man dieses Buch nicht aushalten. Picoult hat es durch ihre Art zu schreiben sehr eindrucksvoll geschafft, den Leser mit in die Handlung zu nehmen. Es kommt einem so vor, als ob man tatsächlich in die Geschichte involviert wird.
Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der nicht sagt: „Der Holocaust ist Geschichte und geht uns nichts mehr an.” Ich muss dieses Buch jedem empfehlen, der meint, dass „die Sache mit den Juden gar nicht so schlimm war”.

Fazit:

Man muss einiges aushalten, wenn man dieses Buch liest. Man ist gespannt, man ekelt sich, man ist traurig und wütend, aber am Ende ist man froh, dass Jodi Picoult so ein großartiges Buch geschrieben hat. Danke!