Rezension

Dann schlaf auch du

Dann schlaf auch du
von Leila Slimani

Bewertet mit 3 Sternen

Sie wollen das perfekte Paar sein, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen, alles irgendwie richtig machen. Und sie finden die ideale Nanny, die ihnen das alles erst möglich macht. Doch wie gut kann man einen fremden Menschen kennen? Und wie sehr kann man ihm vertrauen? Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen - eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, die auf ihre beiden kleinen Kinder aufpasst, in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Wie mit unsichtbaren Fäden hält Louise die Familie zusammen, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden. Myriam und Paul ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich.

‚Dann schlaf auch du‘ der französischen Autorin Leïla Slimani besticht durch einen sehr klaren, nüchternen Schreibstil. Diese sprachliche Nüchternheit steht in einem schönen Kontrast zu den Handlungen der Personen.
Das Buch beginnt mit dem Ende. Solche Vorwegnahmen der Geschehnisse mag ich in der Regel nicht, ich arbeite gern auf das Ende hin. Dennoch stellte sich nach den ersten Seiten unweigerlich die Frage nach dem „Warum?“. In der Hoffnung auf eine Antwort habe ich das Buch gespannt begonnen.
Die Charaktere wirkten auf mich allesamt etwas fahl, sie waren durchweg eindimensional aber aus irgendeinem Grund hat die Autorin es geschafft sie dennoch einigermaßen lebensnah wirken zu lassen. Die Perspektive ändert von Zeit zu Zeit ihren Fokus, so dass man die Geschehnisse sowohl aus der Sicht von Louise als auch von Paul und Myriam sieht. Einige Kapitel sind auch Nebencharakteren gewidmet. 

[ACHTUNG: SPOILER]

Die Handlung ist für mein Dafürhalten eher schleppend in Gang gekommen. Nach dem starken Beginn hat die Spannung enorm abgenommen, nur langsam konnte sie wieder ansteigen. Als Leser merkt man schnell, wie sehr Louise sich im Leben von Myriam und Paul einnistet. Die Handlung lebt von der ruhigen Art, in der sie geschildert wird, das Ungute Gefühl schleicht sich nach und nach ein. Ich habe mich dauernd gefragt, warm Myriam und Paul nichts unternehmen, als sie gemerkt haben, wie sehr Louise ihr Leben dominiert. Die Frage nach dem endgültigem „Warum?“ bleibt leider unbeantwortet. Wie einiges andere auch.

[SPOILER ENDE]

Insgesamt bin ich von dem Buch doch eher enttäuscht, ich habe weitaus mehr erwartet. Die Story hat unendlich viel Potential, das meiner Meinung nach nicht völlig ausgeschöpft wurde.