Rezension

Darf man da lachen?

Er ist wieder da - Timur Vermes

Er ist wieder da
von Timur Vermes

Bewertet mit 4 Sternen

Ein literarisches Kabinettstück erster Güte Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva, im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet er in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und 'Gefällt mir'-Buttons. Eine Persiflage? Eine Satire? Polit-Comedy?

Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva, im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet er in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen.
Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und 'Gefällt mir'-Buttons. Eine Persiflage? Eine Satire? Polit-Comedy?

In der Ich-Perspektive berichtet Hitler über seinen Aufstieg aus der Gosse bis zum Medienstar, immer in dem Wahn, das Deutsche Volk wieder so führen zu wollen wie in der Geschichte. Die Menschen, denen er begegnet, verkennen jedoch seine Absichten und halten ihn für einen begnadeten Comedien - und wittern das große Geschäft...
Dabei hält Hitler teils unwissentlich, teils gewollt und bitterböse der heutigen Gesellschaft einen gnadenlosen Spiegel vor. Sei es die Medienlandschaft, sei es die Politik - jeder bekommt da sein Fett weg. Einschaltquoten und Auflagenzahlen stehen über dem guten Geschmack, ein paar Wählerstimmen mehr rechtfertigen den Versuch der Anwerbung Hitlers in jeder Partei. Popularität zieht - und unter diesem Deckmantel ist offenbar so gut wie alles hinnehmbar.

Selten ist mir eine Rezension derart schwer gefallen. Ich mag Satire. Ich mag schwarzen Humor. Aber Adolf Hitler?
Wie soll ich erklären, dass ich das (Hör-)Buch komisch und erschreckend zugleich fand? Teilweise habe ich laut gelacht - und das nicht nur einmal. Und zwar mit Hitler, und nicht über ihn. Und manchesmal habe ich gedacht: "Da hat er Recht!" und fand ihn z.T. sogar sympathisch. Dann wieder lief es mir eiskalt den Rücken herunter, und das Lachen blieb mir im Halse stecken...

Dazu kommt noch der kongeniale Vortrag des Christoph Maria Herbst, der einen zwischendurch fast vergessen ließ, dass es nicht Hitler selbst ist, der da spricht.
Diese Authentizität erhöhte den Gruselfaktor des Schreckgespenstes Hitler noch, der da so mühelos die eingelullte Gesellschaft in ihren Wohnzimmern erobert.

Als Fazit bleibt jedenfalls ein komisches Gefühl - und glücklicherweise weniger die Ansicht, wie "lustig" doch dieser Hitler ist, sondern wie erschreckend die Erkenntnis scheint, dass das alles so abwegig ja gar nicht ist...

© Parden

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