Rezension

Dark Matter. Wie viele Realitäten gibt es?

Dark Matter. Der Zeitenläufer
von Blake Crouch

Zum Inhalt
Das ist jetzt eine von den wenigen Rezensionen, wo ich lange überlegt habe, was ich schreiben soll. Nur ein Wort zuviel, und die Spannung verschwindet ins Multiversum. Für das was dann zurück kommen würde, könnte ich nicht garantieren.
Die Geschichte fängt an, wie es bei vielen von uns auch der Fall sein dürfte. Man kocht ein leckeres Essen. Eine Flasche Wein wird geköpft. Leise Musik im Hintergrund. Bei dem einen oder anderen warten Kinder, bis das Essen fertig ist. Eine heile Welt, in der man sich geborgen fühlt.
So auch bei Jason Dessen. Seine rassige Frau kocht Pasta. Leicht beschwipst vom Wein schaut er ihr zu. Sein Sohn zeichnet ein Bild. Jason ist glücklich. Seine Frau schaut ihn verliebt an, wie nur sie es kann. 
Jason ist ein Atomphysiker, der weit unter seinen Möglichkeiten arbeitet. Aus Liebe zu seiner Familie, hat er auf die große Karriere verzichtet. Er unterrichtet an einem College.
Seine Frau Daniela hätte vor 15 Jahren große Chancen als Künstlerin gehabt. Sie hat genau wie Jason auf eine vielversprechende, berufliche Laufbahn verzichtet. Auch ihr war die Familie wichtiger. Geld war knapp.
Jedoch war nicht immer eitel Sonnenschein. Daniela litt lange Zeit unter Wochenbettdepressionen. Jason beneidet seinen besten Freund, dem ein Durchbruch in der Quantenphysik gelungen ist. Ein Erfolg, den Jason locker für sich verbuchen könnte. Wenn er sich vor 15 Jahren anders entschieden hätte. 
Jason macht sich auf den Weg, um seinem Freund Raymond zu gratulieren. Bis zum Essen will er wieder daheim sein. Aber, auf dem Heimweg begegnet er einem Mann mit einer Geisha-Maske. Ein Schlag auf den Hinterkopf. Als er wieder zu sich kommt, ist nichts mehr so, wie es mal war.

Meine Meinung
Wie wäre Jasons Leben verlaufen, wenn er sich anders entschieden hätte? Würde mich das jemand fragen, müsste ich sagen: >>Weiß ich nicht. Es ist nun mal so, wie es ist.<<
Das ist bei Jason anders. Er hat sämtliche Möglichkeiten dies herauszufinden. Er zweifelt oftmals an seinem Verstand. Begibt sich freiwillig in ein Krankenhaus. Will wissen, ob er ein Karriere- oder Familienmensch ist.
Jason geht einen richtigen Leidensweg. Er weiß noch nicht, dass seine eigene Intelligenz mitverantwortlich ist. 
Ich stelle es mir wirklich grausam vor, wenn man aus einer Ohnmacht erwacht, und nichts mehr so ist, wie es vorher war. Jason wacht in einem Labor auf und muss kräftezehrende Untersuchungen über sich ergehen lassen. Die Menschen in den sterilen Räumen, soll er angeblich kennen. Er wurde erwartet. Sein (angeblich) bester Freund möchte ihm helfen, sein Trauma zu verarbeiten. Jason ist misstrauisch. Ihm gelingt die Flucht aus dem Labor. Jason macht Bekanntschaft, mit dem dunklen Teil seiner Seele. 
Jason tat mir eigentlich nur noch leid. Er hatte kein Geld-, Freunde,- Heim und Familie mehr.
Sämtliche Parallelwelten haben aus ihm einen Flüchtling gemacht. Er musste irgendwie wieder einen Zugang zu seiner Welt finden. Stets war er hungrig und durstig. Mit Logik und seinem Wissen in Quantenphysik, versuchte er eine Lösung zu finden. Vor jeder Parallelwelt sollte er gute Gedanken haben. Mit Hilfe eine Notizbuches könnte es ihm gelingen. 
>>Wenn man etwas schriftlich festhält, ist man voll darauf konzentriert. Es ist fast unmöglich, zu schreiben und an etwas anderes zu denken. Die Tätigkeit des Schreibens bringt Gedanken und Absichten in Einklang.<< (Seite 231)

Mein Fazit

Dieser Pagetuner hat mich durch 400 Seiten gejagt. Ich wusste von einen auf den anderen Moment nicht, in welcher Realität Jason landet.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Jason erzählt. Die Atmosphäre ist meist düster und kalt. Die Protagonisten sind gut gezeichnet. Es fängt mit einem Gläschen Wein an. Zu diesem Zeitpunkt kann man wirklich nicht erahnen, das man innerhalb kurzer Zeit durch meterhohen Schnee und einem skurrilen Chicago wandert, wo die gleichen Gebäude doch ganz anders sind. Heimat keine Heimat mehr ist. Familie keine Familie mehr. Man seine Identität nicht mehr sein Eigen nennen kann. 
Man stellt sich die Frage, ob es im Multiversum auch von sich selber noch ein eine andere Realität gibt. Wenn ja? Wie oft gibt es mich? 
Welche Realität Jasons entspricht der Wahrheit? Berühmter Wissenschaftler oder Familienvater?

Ich empfehle Dark Matter jedem, der wissen will, ob unsere Vergangenheit irgendwo Gegenwart ist. Die Gegenwart längst schon vergangen. Die Zukunft: JETZT!
Ob mir das Ende gefallen hat? Das Ende könnte gut einen zweiten Teil vertragen.
Eine uneingeschränkte Empfehlung von mir, für diesen genialen ScFi-Thriller.

Danke Blake Crouch.