Rezension

Das außergewöhnliche Leben einer eigenwilligen Dame

Die Dame hinter dem Vorhang - Veronika Peters

Die Dame hinter dem Vorhang
von Veronika Peters

Bewertet mit 3 Sternen

Vorab ein paar Worte zur Gestaltung. Das Buch ist auf „alt“ gemacht. Es hat einen Leinen-Buchrücken, die man heut zu Tage gar nicht mehr sieht und ein Lesebändchen, für die ich einfach eine Schwäche habe, erlauben sie einem doch das Lesen an jeglichem Platz, ohne an ein Lesezeichen denken zu müssen. Die jeweiligen Innenseiten vorne und hinten sind gemustert. Auf dem Cover ist eine Dame abgebildet mit einer Perlenkette, diese Perlenkette sieht man auch auf der Rückseite des Buches. 
Das Buch ist auf „alt“ gemacht und ich finde das wirklich toll. Schon allein die Gestaltung wirft einen in die Goldenen Zwanziger Jahre und lässt Stimmung aufkommen. Die Seiten sind relativ dick und wirken wertig. Das Schriftbild ist ebenfalls sehr angenehm. Die Schrift hat eine sehr angenehme Größe und die Zeilenabstände sind groß genug, um nicht andauernd in der Zeile zu verrutschen. 
Bei der Gestaltung hat man sich wirklich Mühe gegeben und Gedanken gemacht. Ich mag es total, wenn in die äußere Gestaltung eines Buches so viel Liebe gesteckt wird. Mir hat sie sehr geholfen mich in das Buch einzufühlen.

Zum Inhalt:

1964: Jane arbeitet schon seit vielen Jahrzehnten für Dame Edith, die zwar alt und krank aber dennoch immer noch eine Königin der Inszenierung ist. Ihr Verhältnis war immer durch den Standesunterschied geprägt, aber manchmal verwischen die Grenzen und Jane fungiert als Vertraute, fast als Freundin. Die beiden verbinden viele Erinnerungen.

1927: Jane stammt aus einfachen Verhältnissen, sie ist eine Dienstbotentochter, die nicht weiß, wer ihr Vater ist. Die offizielle Version kann nicht stimmen, so viel weiß Jane. 
Ihre Familie dient der Familie von Dame Edith schon seit drei Generationen und jetzt ist es an ihr diese Tradition fortzusetzen, indem die 17-jährige Jane nach London zieht um Hausmädchen bei Dame Edith zu werden. Bald schon lernt Jane die faszinierendsten und berühmtesten Persönlichkeiten der Zeit (und nachfolgender) kennen, immer an der Seite Dame Ediths. Gleichzeitig lernt sie aber auch die „Dame hinter dem Vorhang“ kennen, die Edith, die außer Jane sonst keiner sieht. Die Frau, die trotz allem Glamour auch mal einsam ist, die die Kritik, die sie einstecken muss verletzt und die altert. 

 

Das Buch spielt auf mehreren Ebenen: zwischen 1887 und 1964. Die Geschichte wird von Jane erzählt – ab 1927 aus ihren und davor aus den Erinnerungen ihrer Mutter. Janes Mutter Emma kennt Edith schon seit vor deren Geburt und war ihr während Kindheit und Jugend lange eine Freundin. Obwohl Jane die Erzählerin ist, geht es im Buch nur um Ediths Lebensgeschichte. Ab und an erfährt man auch etwas über Emma und Jane, aber immer nur Bruchstücke.

Fazit: Mit hat das Buch ganz gut gefallen. Allerdings fand ich es schade, dass ich, obwohl man Dame Edith sehr gut kennengelernt hat, ihre Geschichte, ihre Marotten, etc., nie das Gefühl hatte wirklich an sie heran zu kommen. Es gab für mich zu viele Lücken. Klar, es geht um die Verbundenheit von Janes Familie mit Dame Edith und wie sie quasi als Zeugen fungieren für deren Lebensgeschichte, aber trotzdem fehlte mir einfach etwas. Ebenso schade fand ich es, dass man nicht mehr über Janes Leben erfährt. Was hat sie für Pläne? Hat sie sich nie verliebt? Hat sie irgendwelche Wünsche oder Dinge, die sie erleben will? 
Man erlebt Jane immer nur als jemand, der um Dame Edith kreist, aber die Jane, die nicht mit Dame Edith zusammen ist lernt man nicht kennen. Alles, was nicht in Gegenwart von Dame Edith passiert wird zusammengefasst und relativ unpersönlich geschildert. Ebenso finde ich es schade, dass man nichts mehr über Emma hört, nachdem Jane ihre Stellung antritt. Was wurde aus ihr? Wie sah ihr Leben aus? Man erfährt zwar oberflächliche Dinge aber nichts im Vergleich zu den Kapiteln, die ihrer Erinnerung folgten. 
Ich hätte es schöner gefunden, wenn Jane und Emma mehr zu Wort gekommen wären und der Fokus nicht ausschließlich darauf gelegen hätte Dame Ediths Lebensgeschichte zu erzählen.

Das Buch ist etwas ganz anderes, aber es liest sich wirklich gut.