Rezension

Das besondere Buch!

Das Haus zur besonderen Verwendung - John Boyne

Das Haus zur besonderen Verwendung
von John Boyne

Bewertet mit 5 Sternen

Allgemeines zum Buch und dessen Aufbau:
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"Das Haus zur besonderen Verwendung" umfasst 559 Seiten und gliedert sich dabei in Kapitel, die sich wiederum in Abschnitte unterteilen. Dies ist meiner Meinung nach auch erforderlich, da die Kapitel alle sehr umfangreich sind und sich so während des Lesens bequem Pausen einlegen lassen, ohne das jeweilige Kapitel zwingend zu Ende lesen zu müssen.

Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd mit einer Jahreszahl und einem Titel überschrieben, wodurch sich die besondere Erzählweise dieses Buches verdeutlicht: Die Kapitel, die mit einer Jahreszahl überschrieben sind, spielen zunächst im Jahr 1981 und bewegen sich von diesem Zeitpunkt aus rückwärts. Die Kapitel, die mit einem Titel überschrieben sind, spielen zunächst im Jahr 1910 und bewegen sich von diesem Punkt aus vorwärts. Es gibt schließlich ein Kapitel, in dem beide Erzählstränge zusammenlaufen. Das letzte Kapitel spielt erneut im Jahr 1981, sodass sich der Kreis zum ersten Kapitel, das ebenfalls in diesem Jahr spielt, schließt.

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht des Ich-Erzählers Georgi. Die Zeitform wechselt häufig von Gegenwarts- zu Vergangenheitsform, was aber aufgrund der beiden Erzählperspektiven notwendig ist und logisch durchgehalten wird.

Die Originalausgabe des Buches erschien 2009 unter dem Titel "The House of Special Purpose" bei Doubleday, London.

Meine Meinung zum Buch:
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Es gibt Bücher, die aus mir als Langschläferin eine Frühaufsteherin machen. Die mich guten Gewissens vom Lernen abhalten, die mich alles um mich herum vergessen machen. So ein Buch ist "Das Haus zur besonderen Verwendung".

Schon von der ersten Seite an war ich völlig eingenommen von dem wunderbaren Stil des Autors. John Boyne versteht es, mit Wörtern ein Kunstwerk zu erschaffen. Jedes Wort ist wohlgewählt, passt zu seinen Vorgängern und Nachfolgern. Dabei schafft der Autor eine Atmosphäre, die gefangennimmt und nicht mehr loslässt. Ich habe jede Leseunterbrechung verflucht, denn dieses Buch übt einen Sog aus, dem ich nicht widerstehen konnte.

Dabei ist der Stil des Autors eher nüchtern und sachlich. Aber er schafft es, beim Leser dafür umso mehr Emotionen zu verursachen. Ich habe mit den Charakteren des Buches gelebt und mich dabei wie ein Teil von ihnen gefühlt. Ich wollte ihnen nicht mehr von der Seite weichen, ihnen ein Freund sein und mehr von ihrem Leben erfahren. Georgi und Anastasia, der Zar und der Zarewitsch, Georgis Schwester Asja: Sie alle waren mir sofort sympathisch. Aber es gibt in diesem Buch auch Charaktere, die mir überhaupt nicht sympathisch waren. Insgesamt wirkten sie jedoch alle authentisch, wurden dem Leser umfassend beschrieben, sodass sie vor meinem inneren Auge Gestalt annehmen konnten. John Boyne verwendet viel Mühe darauf, den Lebensweg seiner Charaktere umfassend zu zeichnen: Freunde, Beruf, Eheleben, alles beschreibt er ebenso genau wie die Orte, an denen die Handlung spielt: Russland, Paris, England.

Der Aufbau des Buches hat mich ebenfalls sehr fasziniert. Zwei Handlungsstränge laufen aufeinander zu und treffen sich in der Mitte. Ich habe noch kein Buch gelesen, bei dem die Erzählweise ähnlich ist, und sie hat mich sofort fasziniert. Dazu ist die Handlung des Romans sehr packend und ergreifend. Ich habe ein Wechselbad der Gefühle erlebt, denn zusammen mit dem Ich-Erzähler Georgi durchläuft der Leser Momente des Glücks, der Trauer, des Hasses, der Liebe. John Boyne schafft es, eine Geschichtsstunde abzuhalten, die kurzweilig und dabei doch interessant und lehrhaft ist. Auch Leser ohne Hintergrundwissen werden gut in die Geschichte Russlands eingeführt. Mir hat es große Freude bereitet, von John Boyne auf eine lebhafte und spannende Weise unterrichtet zu werden.

Mein Fazit:
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Dieses Buch hat mich einfach rundum begeistert. Ich habe keine Kritikpunkte, sondern kann im Gegenteil nur meine Empfehlung für dieses Buch aussprechen.