Das bisher stärkste Buch des Autors
Bewertet mit 5 Sternen
"Die Wolken lagen dunkel und schwer auf dem Gehöft. Ihre Schritte schnalzten im aufgeweichten Boden; vom Dach wehten dicke Tropfen auf ihre Kapuze. Zu ihren Füßen bemerkte sie einen fahlen Lichtschein auf dem nassen Boden, der aus einem Kellerfenster mit engmaschigem Lochgitter drang. Inge bückte sich, wollte klopfen. Das Gitter bestand aus aus so vielen winzigen Quadraten, dass sie nur ahnen konnte, was dahinter lag. Mit einem Auge spähte sie durch eins der Löcher ; ihre Nase berührte das kalte Stahlgitter."
Sehnsüchtig habe ich auf die Fortsetzung der Serie um Tom Babylon hingefiebert. Nach "Schlüssel 17" und "Zimmer 19" ist "Die Hornisse" der dritte Teil der Thriller-Reihe von Autor Marc Raabe. Auch sein Debüt "Der Schock" und die folgenden "Der Schnitt" und "Heimweh" habe ich verschlungen. Und was soll ich sagen, "Die Hornisse" ist sein bisher stärkstes Buch. Ich habe es regelrecht verschlungen.
Zuerst war ich etwas irritiert über den Titel, hatte ich doch erneut mit einer Zahl gerechnet. Aber zumindest die Feder fand sich auf dem Cover wieder. Vielleicht ist sie es, die die Geschichten verbindet. Und so war ich nicht wirklich überrascht als der gefeierte Rockstar Brad Galloway von einer Unbekannten einen mysteriösen Umschlag mit einer Aluminiumdose überreicht bekommt. Ob dann tatsächlich eine Feder darin war, wie ich gleich mutmaßte, müsst ihr selbst herausfinden.
Worum geht es außerdem im dritten Fall von Tom Babylon? Eine ausgeblutete Leiche wird ans Bett gefesselt ausgerechnet im Gästehaus der Polizei gefunden. Nicht nur, dass sie übel zugerichtet ist, sie erhält auch eine scheinbar klare Botschaft. Tom und Sita ermitteln und die Ereignisse überschlagen sich. Es wird Toms heftigster und persönlichster Fall.
Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt: heute und 30 Jahre zuvor. Endlich erfährt man auch etwas mehr über Toms Leben und seine Familie. Denn was mich seit "Schlüssel 17" tatsächlich am meisten beschäftigt, ist der Verbleib seiner kleinen Schwester Vi. Ob wir es in der Hornisse endlich erfahren? Lasst euch überraschen.
Das Perfect Paperback mit Einschlag ist im November 2020 im Ullstein Verlag erschienen und passt optisch perfekt in die Reihe. Mit seinen 542 Seiten verspricht es langen Lesegenuss, und eins kann ich verraten: Es wird zu keiner Zeit langweilig. Marc Raabe legt ein rasantes Erzähltempo an den Tag. Man bekommt kaum Zeit zum Luftholen.
In Teil 3 geht es hauptsächlich um Toms Geschichte und Sita, die ich wirklich in mein Herz geschlossen habe, kommt etwas kurz. Aber that`s it. Dafür wird sie vielleicht im nächsten Teil eine wichtige Rolle bekommen? Wer weiß.
Das Buch endet auf jeden Fall mit einem fantastisch fiesen Cliffhanger und ich hoffe Marc Raabe lässt uns nicht so lange auf Band 4 warten.
Für Leser, die Marc Raabe noch nicht kennen, sei gesagt, dass man "Die Hornisse" durchaus auch eigenständig lesen kann. Der Autor gibt genügend Hinweise, was im Vorfeld passiert. Für den perfekten Lesegenuss empfehle ich allerdings erst Teil 1 "Schlüssel 17" und Teil 2 "Zimmer 19" zu lesen.
Fazit:
Eine grandiose Fortsetzung der Tom Babylon-Reihe, spannend, temporeich und komplex verstrickt. Für mich das bisher stärkste Buch des Autors. Ich bin total gespannt auf die Fortsetzung.