Rezension

Das böse doppelte Lottchen

Der Outsider - Stephen King

Der Outsider
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

~~Der elfjährige Frankie Peterson wird brutal ermordet und missbraucht. Terry Maitland, in seiner Heimatstadt Flint City nur Coach T genannt, weil er das hiesige Jungs-Baseballteam trainiert, wird unter dringendem Mordverdacht festgenommen. Zeugenaussagen und auch am Tatort gefundene Fingerabdrücke und DNA-Spuren weisen auf ihn als Täter hin. Das Problem ist nur, dass Terry ein hieb- und stichfestes Alibi hat, das sogar durch einen Videobeweis untermauert wird. Doch wie ist es möglich, dass ein Mann an zwei verschiedenen Orten zur gleichen Zeit gesehen wird?

Die Ermittlungen zu dem Fall des ermordeten Jungen, die in Flint City von dem Polizisten Ralph Anderson und Staatsanwalt Bill Samuels geleitet werden, fand ich enorm spannend. Zuerst scheint der Fall wasserdicht und Terry der Täter zu sein, doch mit dem Auftauchen des Alibis, bei dem der Trainer mit Kollegen aus der Schule in einer anderen Stadt war, ändert sich alles. Als Leser fragt man sich die ganze Zeit, wie das möglich ist. Da ich in der letzten Zeit verstärkt Krimis gelesen habe, war ich natürlich geneigt, alles aus einem kriminologischen Blickwinkel zu betrachten, aber natürlich funktioniert das bei Stephen King-Romanen nicht. Also musste ich bald einsehen, dass es wohl auf etwas größeres als einen banalen Kriminalfall hinausläuft. Doch die Ermittlungen fand ich fesselnd und die Fragezeichen über meinem Kopf wurden größer und größer. Ab etwa der Mitte des Buches ändert sich dann alles, weil die Polizei von Flint City „Finders Keepers“ und damit Holly Gibson mit Recherchen in Dayton, Ohio, beauftragt. Holly kennt der geneigte King-Leser aus der Mr.-Mercedes-Reihe rund um Bill Hodges, in der auch ein übersinnlicher Täter zugange war. Als das Team aus Flint mit Holly zusammentrifft und sie die Ergebnisse ihrer Recherche einschließlich ihrer Folgerungen präsentiert beginnt dann die Jagd auf den Outsider.

Das Buch hat mich gefesselt und gut unterhalten. Das „Was wäre wenn“, das hinter den Mordfällen lauerte, fand ich unglaublich spannend. Die vermeintlichen Täter und ihre Familien, bis dahin unbescholtene Bürger, die nur das Pech hatten, dem Outsider zu begegnen, waren toll dargestellt und die Verzweiflung zu spüren. Die Jagd auf den Outsider auf den letzten 150 Seiten des Romans fand ich extrem spannend und gut erzählt.