Rezension

Das Buch der Erinnerungen

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte - Rachel Khong

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte
von Rachel Khong

Bewertet mit 4 Sternen

"Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte" beinhaltet auf sanfte und amüsante Art die Verarbeitung einer Familientragödie. Die Tragödie ist sowohl daran festzumachen, dass Ruth von ihrem Freund / Verlobten verlassen wurde und in den Erinnerungen an die Beziehung festhängt, während ihr Vater an Alzheimer Demenz erkrankt ist und mehr und mehr Erinnerungen verliert. Die Verknüpfung dieser beiden Menschen ist wirklich faszinierend. Ruth bleibt vorerst ein Jahr, um ihre Wunden zu lecken, als auch ihre Mutter zu unterstützen, die komplett überfordert scheint mit der neuen Situation. Um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen wird hier Ernährung komplett umgestellt und dieses bewirkt nicht nur einmal den Unmut des Ehemanns / Vaters. Es ist mitunter witzig dem Verlauf der Erkrankung zu folgen, auch wenn es natürlich sehr hart für die betroffenen Familien ist. anzusehen, wie der Mensch nach und nach zerfällt. Der Autorin ist es gelungen einen einerseits humorvollen, als auch authentischen Roman zu schreiben, der keinesfalls überfordernd wirkt, sondern aufzeigt, dass nicht die Defizite des Menschen im Fokus stehen sollte, sondern der Mensch selbst. Es ist einerseits herrlich, auf der anderen Seite herzerweichend. Positiv ist, dass sich Ruths Vater nicht mehr an seine Affäre erinnert, noch an seinen hohen Alkoholkonsum. Es ist ein Neubeginn für alle, denn auch Ruth, die sich ihre Wunden lecken wollte, kann sich auf Neues einlassen und loslassen. 
"Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte"  ist definitiv ein ganz besonderes Buch, dessen 256 Seiten sehr zügig gelesen werden können. Es erzählt Alzheimer ganz anders und dennoch unverblümt. Der Titel ist wunderbar gewählt, wenn auch der Originaltitel "Goodbye Vitamin" auch Platz in den Seiten gefunden hätte. Auch das Cover ist gut getroffen, da die meisten Vitamine im Obst zu finden ist, was sich mehrfach in der erzählten Story widerspiegelt. 
Gerne eine Leseempfehlung an einen Roman, der bewusst macht, wie wichtig Erinnerungen sind und sie dennoch auch schmerzen können, da manches losgelassen werden sollte, während anderes nicht immer verwahrt werden kann.