Rezension

Das Buch ist der gelungene(?) Versuch einer Befreiung aus einer religiösen Unterdrückungsgeschichte, ohne die dem Autor wichtige Bindung an Gott und die Bibel aufzugeben. Für manchen Leser ohne religiöse Sozialisation sicher schwer nachvollziehbar

Boy Erased - Garrard Conley

Boy Erased
von Garrard Conley

Bewertet mit 5 Sternen

Garrard Conley, Boy erased. Autobiographische Erzählung, Secession 2018,ISBN 98-3-906910-26-0

 

 

Diese autobiographische Erzählung von Garrard Conley, als Sohn eines fundamentalistischen Predigers im Bible Belt in Arkansas aufgewachsen, ist keine leichte Lektüre.

Schon früh spürt er als Junge seine homosexuellen Neigungen, und kämpft vergeblich gegen die Scham, die ihm als einzigen Sohn eines Baptistenpredigers quasi mit der Muttermilch eingeimpft wurde. Er wächst auf in einer starren und rigiden Gesellschaft, vom strengen Glauben an die wörtliche Wahrheit der Bibel bestimmt, eine Gesellschaft, die nicht toleriert oder gar duldet, was nicht ihrer strengen unabänderliche und ewigen Norm entspricht.

 

Im Jahr 2004 beginnt Garrads bewegende Geschichte, als ein Bekannter ihn gegen seinen Willen vor den Augen seiner Eltern als homosexuell outet. Sein Vater fällt aus allen Wolken und fordert von ihm sich einer sogenannten und in gläubigen Kreisen in den USA gängigen Konversionstherapie zu unterziehen. Das ist kirchliches Programm, das ihn in zwölf Schritten „heilen“ soll, sie von unreinen Trieben säubern und, seinen Glauben festigend, aus ihm einen ex-gay machen soll.

 

Soll er sich einem solchen Programm unterziehen oder riskiert er seine Familie und seine Freunde l. aber auch seinen Gott, zu dem er jeden Tag betet, zu verlieren?

 

Garrard Conley spürt in seiner autobiographischen Erzählung  den komplexen Beziehungen von Familie, Glauben und Gemeinschaft nach, Beziehungem wie man sie sich in unseren Kreisen kaum vorstellen kann.  Es entsteht dabei ein Bild von einem Amerika,  das wir in seinen Hintergründen immer mehr beängstigend wahrnehmen, ein Amerika, das Trump hervorgebracht hat.

 

Doch Conley klagt nicht an. Von seiner Lebensgeschichte kann er gar nicht anders als immer auch jene zu verstehen und ihnen zu vergeben, die ihm aus gutem Glauben heraus so viel Schmerz zugefügt haben.

 

Das Buch ist der gelungene(?) Versuch einer Befreiung aus einer religiösen Unterdrückungsgeschichte, ohne die dem Autor wichtige Bindung an Gott und die Bibel aufzugeben. Für manchen Leser ohne  religiöse Sozialisation sicher schwer nachvollziehbar, aber dennoch sehr beeindruckend.