Rezension

Das Buch ist zu meinem Jahreshighlight geworden! Ich kann es jedem nur empfehlen – lest es und liebt es mit mir :)

Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O. - Neal Stephenson, Nicole Galland

Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.
von Neal Stephenson Nicole Galland

„Es war, als lebte ich in einem verdrehten Universum an der Schnittstelle zwischen „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und einem Computerspiel. Ich wusste sozusagen, was ich tun musste, um zum nächsten Level zu gelangen… und konnte es auch immer besser, aber, Teufel noch mal, das befreite mich nicht von der Notwendigkeit, es zu wiederholen.“ Seite 240

„“Gut, hören Sie zu“, fing er an. „Ich arbeite für eine obskure Regierungseinrichtung, von der Sie noch nie gehört haben, und wenn Sie versuchen, sie zu googeln, werden Sie keinen Hinweis darauf finden, nicht einmal von abgedrehten Verschwörungstheoretikern.“ „Abgedrehte Verschwörungstheoretiker sind die Einzigen, die einen Ausdruck wie „obskure Regierungseinrichtung“ verwenden würden“, gab ich zu bedenken.“ Seite 19

Warum die Magie aus der heutigen Zeit verschwunden ist, möchte Tristan Lyons (Major der US-Armee) in Erfahrung bringen. Dazu engagiert er die talentierte Dr. Melisande Stokes, die ursprünglich Dozentin im Institut für Alte und Klassische Linguistik an der Harvard University war und wirklich zu Tristans erster Rekrutin der neugegründeten Regierungseinrichtung D.O.D.O. wird. Das Sie dabei tatsächlich auf die Antwort stoßen und noch dazu auf die Möglichkeit mittels Zeitreisen vorsichtig in das Geschehen einzugreifen – wer hätte das gedacht! Was bei diesem Abenteuer alles schief gehen kann? Eine Menge…

Nachdem ich letztens „Hexen hexen“ von Roald Dahl gelesen habe, packte mich der Heißhunger auf mehr Geschichten über mit oder über Hexen. Durch Zufall (oder Schicksal?!) ist mir „Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.“ aufgefallen. Eine Geschichte mit Hexen! Und Zeitreisen! Nebenbei bekommen wir physikalisches Wissen verständlich nähergebracht (Schrödingers Katze), in einem Schreibstiel der vor Witz und Sarkasmus stellenweise trieft – ich liebe alles daran!

„Neunzig Minuten später war ich wieder besseres Wissen ausgerüstet und startbereit für das unbedachteste Experiment meines Lebens (bis zu diesem Zeitpunkt, meine ich. Seitdem habe ich mich eindeutig auf noch schwachsinnigere Unternehmungen eingelassen, sonst säße ich jetzt nicht hier, bemüht, mein geborgtes Tageskleid vor Tintenklecksen zu bewahren.“ Seite 121

Wir erfahren zu Beginn der Geschichte, dass Melisande in London 1851 feststeckt, in dem Zeitalter, wo die Magie seine Wirkung verliert. Also quasi das Ende der eigentlichen Geschichte. Das nimmt der Story aber keinesfalls die Spannung, fragt man sich doch, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Aktuelle Geschehnisse wechseln sich mit Rückblenden ab und werden durch eingestreute Tagebucheinträge oder Militärprotokolle ergänzt. Als ich auf das Buch aufmerksam geworden bin, las ich in den Rezensionen, dass sich viele über die Protokolle geärgert haben, da diese als trocken und unnötig empfunden wurden. Das diese in einem trocknen, berichtenden Ton gehalten sind, stimme ich zu – aber nur so sind sie authentisch! Ich habe mich daran gar nicht gestört, tragen sie wie die Tagebucheinträge der Hexen mit ihrem eigenen Charme zur Geschichte bei und verleihen den unterschiedlichen Protagonist*innen ihren individuellen Charakter.

Das Buch ist zu meinem Jahreshighlight geworden! Ich kann es jedem nur empfehlen – lest es und liebt es mit mir :)

P.S. Einmal darf in einer Zeitreise ein Schiff nicht versenkt werden, weil ein Vorfahre eines Autors an Bord ist, der später etwas über einen „Fisch“ schreibt – habt ihr da auch gleich an Douglas Adams gedacht?