Rezension

Das Buch kam in Wellen ...

Ein Sohn von zwei Müttern -

Ein Sohn von zwei Müttern
von Franz Dobler

Bewertet mit 2.5 Sternen

EIN SOHN VON ZWEI MÜTTERN
Franz Dobler

Der Junge war nur vier Monate im Heim, bevor er von liebenden Eltern, dem Eisenbahner und seiner Frau adoptiert wurde. Aus diesem Grund hat der Junge zwei Mütter: Eine Mama, die sich anfühlte wie eine richtige Mama und eine Mutter, die ihn direkt nach der Geburt „freigegeben" hat - freigegeben, weil er bei ihr wahrscheinlich kein gutes Leben gehabt hätte. Wenn er darüber nachdenkt, hat er sogar drei Mütter, denn seine 13 Jahre ältere Schwester war auch eine Art Mama für ihn.
Seine Mutter, also die Frau, die er erst spät kennenlernen sollte, vermisst er nicht. Auch nicht seinen Erzeuger, einen Perser, der nur ein One-Night-Stand war. Der Junge fühlte sich bei seiner Familie wohl - er hatte es gut getroffen.

Nun sitzt der ehemalige Junge -jetzt ein Mann - im Flugzeug auf dem Weg zu seiner Mutter nach Amerika. Er hatte sie vor 30 Jahren kennengelernt, aber der Kontakt war erneut abgebrochen. Seine Mama ist schon seit 20 Jahren tot. Auf diesen Flug macht er sich Gedanken über seine Adoption; Adoptionen im allgemeinen - obwohl er sich nie adoptiert gefühlt hat und mit sich im Reinen ist (was das ganze Thema Adoption betrifft). Aber wo er schon mal dabei ist, lässt er seine Gedanken schweifen und überdenkt sein Leben als Junge mit persischen Wurzeln in einer bayrischen Kleinstadt …

„Die Probleme mit seinem Vater waren für ihn eigentlich nichts Besonderes. Die meisten seiner Freunde und Kumpels hatten Probleme mit den Eltern, vor allem mit den Vätern, obwohl ihre Väter in der Regel eine Generation jünger waren als sein Vater und nicht im Krieg für Nazideutschland gekämpft hatten. Diese Männer kommandierten gern, das war alte Sitte, der Mann war Familienvorstand. Aber es gab eben diesen einen Unterschied: Wenn die Jungs Probleme machten, mussten sich die anderen Väter nicht fragen, von welchem Bastard der Sohn das böse Blut vererbt bekommen hatte, denn es war ja ihr eigenes Blut …“ (S. 87)

Für mich kam dieses Buch in Wellen: Vom Sachbuch zum Young-Adult-Buch, dann wieder Sachbuch und zurück zum Roman. Wenige Sequenzen waren so spannend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte, andere Passagen konnten mich so gar nicht greifen.
Viele Berichte über die Adoptionen und die Gefühlswelt der adoptierten Kinder fand ich unglaublich spannend, perfekt in Szene gesetzt und beeindruckend recherchiert. Die Beschreibung seiner Jugend hingegen fand ich nicht tiefgründig genug, fast flach. Ja, ein paar Szenen waren unglaublich krass und seine spitze Zunge gefiel mir auch - leider verebbte diese in der zweiten Hälfte des Buches. Irgendetwas hat mir in diesem Buch gefehlt oder war es der unstrukturierte Aufbau des Buches?
Von mir gibt es leider nur 2½ / 5 und eine Leseempfehlung kann ich nur für Kinder/Eltern, die adoptiert sind/haben aussprechen.