Rezension

Das Buch lässt mich mehr als nur unzufrieden zurück

Du wolltest es doch - Louise O'Neill

Du wolltest es doch
von Louise O'Neill

Bewertet mit 2 Sternen

Achtung! Die Rezension enthält Spoiler.

Erster Satz

Das Gesicht meiner Mutter taucht hinter meinem eigenen im Spiegel auf, geschminkte Lippen auf gepuderter Haut.

Meinung

Von den Jungen begehrt, von den Mädchen bewundert.
Emma ist nicht reich oder talentiert, aber sie ist schön und weiß mit ihren Reizen zu spielen, um zu bekommen was sie will. Meistens sind es die beliebten Jungs, egal ob Single oder in einer Beziehung, alle verfallen ihrem Charme obwohl sie nur mit ihnen spielt. Nach einer Party mit reichlich Alkohol und Pillen wacht sie zerschunden und ohne Erinnerung an die letzten Stunden vor ihrem Haus auf.

Emma selbst erzählt die Geschichte. Diese ist in zwei Teile aufgebaut, der erste Teil vor, während und kurz nach der Vergewaltigung, der zweite Teil fast ein Jahr danach. Für den Schreibstil konnte ich mich einfach nicht erwärmen. Irgendwie war er abgehackt und oftmals war einfach nicht ersichtlich in welcher Situation sich der Leser gerade befand.

Insgesamt hab ich mich sehr schwer mit dem Buch getan. Ich weiß nicht, wie sich jemand fühlt, der vergewaltigt wurde. Ich verstehe, dass sie sich dafür schämt und es nicht heraus posaunt, das würde wohl niemand tun, vor allem weil es eine schwere Anschuldig ist, die nicht einfach so revidiert werden kann. Aber eine Anzeige sollte passieren, wenn es eine Vergewaltigung gab, denn ein Täter sollte nie einfach so davon kommen sollen.
Mein Problem mit Emma und der Situation war, dass sie selbst es sich nicht ein einziges Mal eingesteht. Sie glaubt, dass sie selbst Schuld hat, dass sie es provoziert hat und dennoch, sie nennt die Sache nie beim Namen. Das hatte meines Erachtens nichts mit Verdrängen zu tun, denn um etwas zu verdrängen, muss ich mir erst einmal dieser Sache bewusst werden. Bis zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass sie selbst immer noch nicht realisiert hat, dass es eine Vergewaltigung gab und das war das Schlimmste überhaupt.

Charaktere

Emma beherbergt viel Neid für ihre Freundinnen, lästert über sie, bestiehlt sie und macht sie vor anderen öffentlich runter. Sie glaubt, dass sie sich dank ihrer Schönheit alles leisten kann und dass niemand sie so sieht, wie sie wirklich ist. Einen Punkt den ich nicht nachvollziehen konnte, denn sie versucht nicht, sich zu ändern oder den Leuten etwas anderes als diese Charakterzüge zu zeigen. Emma ist absichtlich unsympathisch geschrieben, damit auch die Leser sie nicht mögen und Gedanken wie „Du wolltest es doch“ oder „Sie hat es herausgefordert“ hegen. Ich fand die Art und Weise des Charakters völlig überzogen.

Der Rest der Charaktere ist, milde gesagt, unwichtig.
Ihre Freundinnen sollen nur zeigen, wie gemein Emma zu diesen am Anfang der Geschichte ist. Nach der Vergewaltigung tauchen sie noch zweimal für ein paar Zeilen auf, da Emma sich von allen zurückzieht. Ihre Eltern zeigen Gegenüber ihrer Tochter kein Mitgefühl und sind mehr auf ihren Ruf bedacht, der durch die Äußerung einer Vergewaltigung dahin ist. Einzig ihr Bruder scheint normal in dem Haushalt und der gesamten Stadt zu reagieren.

Fazit

Die „so wichtige“ Message von der viele sprechen kam bei mir leider nicht an. Ja, auch ein unsympathisches Mädchen wie Emma sollte Ernst genommen werden und nicht verachtet werden, dass ist klar, aber Emma gesteht sich das Geschehene nicht ein und kämpft auch für nichts. Sie gibt auf, was ist das für eine Message an die Leser - das es okay ist und man sich damit abfinden muss? 2 Sterne