Das Buch macht ein Urteil schwer
Bewertet mit 4 Sternen
Das Buch lässt mich unschlüssig zurück. Ich frage mich, was dieses Buch eigentlich ist: ein Portrait? Ein Erziehungsratgeber? Ein Psychothriller? Eine Selbstreflexion oder eine Tragödie? Wahrscheinlich eine Mischung von allem – und damit eine recht ungewöhnliche Geschichte.
Terence Cave ist der Erzähler. Während er anfangs vor allem mein Mitgefühl erweckt – er verliert seine Mutter, seine Frau und seinen Sohn auf tragische Art und Weise – lerne ich ihn mit jedem Kapitel besser kennen und muss meine Meinung zu ihm überdenken. Er ist ein Mensch voller Konflikte, der Vieles gut meint und dennoch immer größeren Schaden anrichtet. Was wie ein Familienroman beginnt, wandelt sich zunehmend in ein psychologisches, mysteriöses Drama. Ich bin mir nicht sicher, ob das Buch damit meinen Geschmack trifft. Ich habe bisher noch nichts Vergleichbares gelesen.
Eine Schwäche des Buches ist der langsame, beständige Spannungsaufbau. Der Handlung fehlen die Spitzen und überraschenden Wendungen. Auch das Ende ist mehr eine logische Folgerung, als der große Showdown. Manchmal verliert sich das Buch zu sehr in seinen Überlegungen und Gedanken und vergisst darüber die Handlung.
Die große Stärke des Buches ist, mich mit seinem geschickten Aufbau und Schreibstil dennoch am Ball zu halten. Da ist immer etwas, das mein Interesse wach hält und mich dazu bringt, dass ich weiterlese. Es ist das Ungewöhnliche, das mir an dem Buch gefällt.
Ich kann dem Buch also durchaus etwas abgewinnen, bin aber nicht restlos überzeugt. Von Anfang an schmeißt der Name des Autors einen zu großen Schatten, um meine Erwartungen erfüllen zu können. Das Buch macht ein Urteil schwer – in vielerlei Hinsicht: inhaltlich, aber auch literarisch. Ich kann einfach nicht entscheiden, ob mir das Buch gefällt oder nicht, und empfehle daher allen, die gerne tiefsinnige, ungewöhnliche Romane lesen, sich selbst eine Meinung zu bilden.