Rezension

Das Buch schafft es leider nicht, meine Erwartungen zu erfüllen

Someone Else - Laura Kneidl

Someone Else
von Laura Kneidl

Bewertet mit 4 Sternen

Ich liebe das Cover wirklich. Es passt so wunderbar zu dem ersten Teil und hebt sich dennoch von ihm ab, dass ich mich schon richtig freue, wenn dieser Teil in meinem Regal steht.

Auch die Geschichte fand ich eigentlich ziemlich gut: Auri und Cassie sind beste Freunde und wohnen, seit ihr Mitbewohner Julian zu seiner Freundin gezogen ist, auch zu zweit in ihrer Wohnung. Eigentlich passen sie auch perfekt zusammen, sie lieben beide Cosplays und Fantasyliteratur. Doch als Cassie mehr und mehr merkt, dass sie mehr für ihn empfindet als nur Freundschaft, stellt sie fest, dass die Unterschiede sie scheinbar mehr und mehr von einander trennen und sie sich entscheiden muss, ob sie ihre Freundschaft aufs Spiel setzten will.

Nachdem ich den ersten Teil verschlungen habe und ihn besonders für das Ende unglaublich gefeiert habe, habe ich mich riesig auf den zweiten Teil gefreut. Ich hatte ich mich schon in Someone New in Cassie und Auri verliebt und war unglaublich auf ihre Geschichte gespannt, wurde aber leider ein wenig enttäuscht. Zwar bin ich auch in diesem Teil ein riesiger Fan des Schreibstils von Laura Kneidl. Dieser sorgt dafür, dass ich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite in einem Zug hätte durchlesen können, weil er so wunderbar leicht und fließend ist, dass man ab den ersten Worten in das Buch eintaucht. 

Dennoch kann das leider nicht so ganz darüber hinwegtäuschen, dass in dem Buch sehr wenig passiert. Das Problem dabei ist vor allem, dass das Buch nur aus der Sicht von Cassie erzählt wird und sie nicht der besonders aktive Mensch ist. Eigentlich sollte das kein Problem sein und es fällt auch erst nach einer ganzen Weile so wirklich auf, dann hat es mich aber zunehmend gestört. Sie liegt eigentlich hauptsächlich auf der Couch, guckt Serien und denkt darüber nach, ob sie nicht doch mehr von Auri will. Am Anfang fand ich das vollkommen okay und auch nachvollziehbar, schließlich hat sie in dem Moment keine Kurse und muss zu Beginn auch nicht arbeiten. Mir der Zeit hat es mich dann aber doch gestört, dass nichts außerhalb der Beziehung zu Auri in Cassies Leben passiert. Sehr gestört hat mich beispielsweise, dass man ihren ersten Arbeitstag nicht miterleben kann, schließlich fällt es ihr eher schwer mit Menschen in Kontakt zu kommen, die sie nicht kennt und fühlt sich auch sehr unwohl dabei. Deswegen wäre ich gerne dabei, wenn sie das erste Mal das Telefon beantworten muss oder das erste Mal einen Termin vergibt. Aber wir bekommen diesen ersten Tag nur einem Satz aus der Retrospektive mit und können so nicht einmal einen Tag in Cassies Leben miterleben, der ein wenig anders verläuft als alle ihre anderen. Für mich muss eine Liebesgeschichte jetzt nicht voller Action sein, aber in diesem Buch gibt eigentlich nur die Geschichte zwischen Auri und Cassie der Handlung Spannung, wenn man das denn so nennen kann. Es dreht sich einfach alles nur um die beiden und ob sie zusammen sein können oder nicht. Ich mag die beiden zwar, aber mit der Zeit haben mich ihre Überlegungen mehr und mehr gestört, weil schon sehr lange klar ist, dass sie sich lieben und es auch keine richtigen Dingen gibt, die dagegen sprechen und sie dennoch nicht zusammenkommen. Ich bräuchte auch nicht unbedingt dunkle Geheimnisse oder Familienprobleme, aber die Einflüsse, die die Beziehung von außen stören, sind mir zu konstruiert und zu platt. Es ist jetzt nicht so, dass ich die Angst vor der Veränderung ihrer Freundschaft gar nicht nachvollziehen könnte, aber es dauert mir im Ganzen viel zu lange bis sie sich zueinander bekennen und sich eingestehen können, dass sie eben mehr als Freunde sind. 

Zudem stört mich in diesem Buch sehr, dass man nur die Sicht von Cassie bekommt. Bei Someone New hätte das vermutlich ziemlich viel der Spannung genommen und ich fand es sehr passend, dass man die Geschichte aus Micahs Sicht erlebt. Doch in diesem Buch fällt es durch die Einseitigkeit häufig schwer, Auri zu fassen. Cassie ist sehr selten bei seinen alltäglichen Dingen dabei, bei den Dingen, die ihn neben ihren gemeinsamen Hobbies eben auch ausmachen, wie sein Studium oder noch wichtiger sein Football. Natürlich will er kein Profi werden, aber er hat wegen dem Sport ein Stipendium erhalten und das Spiel definiert sein Leben. Gerade weil Cassie diesen Auri nicht besonders mag, sich aber auch nicht so richtig dafür interessiert, fällt es auch schwer zu verstehen, warum er sich manchmal so verhält wie er es eben tut und seine Liebe zu Fantasy und Cosplay leugnet. Dadurch dass sie auch nie mit ihm so wirklich darüber spricht, bleibt seine Motivation immer ein bisschen in der Schwebe und man interpretiert vielleicht auch zu viel in seine Handlungen. 

Alles in allem hätte das Buch vor allem wegen des Schreibstils unglaublich gut werden können, aber leider scheitere es vor allem an den Erwartungen, die Someone New geweckt hat und daran, dass mir ein bisschen die Spannung gefehlt hat. Es ist dennoch trotz aller Kritik ein lesenswertes Buch, das man ohne Probleme innerhalb weniger Tage durchlesen und auch genießen kann. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf Someone to Stay und werde die Geschichte von Lucien und Aliza auf jeden Fall lesen.