Rezension

Das Buch verspricht mehr als es gibt

Der Teufel von New York - Lyndsay Faye

Der Teufel von New York
von Lyndsay Faye

Eigentlich habe ich richtig gejubelt, als es hieß, ich darf an der Leserunde für "Der Teufel von New York" teilnehmen und konnte es kaum erwarten, das Buch in den Händen zu halten. Jedoch fiel mir der Einstig in die Geschichte dieses Mal unheimlich schwer.

Durch den ausschweifenden Erzählstil und die anfangs teils eher emotionslos dargestellten Gedankengänge von Timothy Wilde, war mir dieser über die ersten 60 bis 100 Seiten des Buches hinweg eher unsympathisch. Hätte es sich nicht um eine Leserunde bei Lovelybooks gehandelt, hätte ich das Buch wohl eher für einige Zeit beiseite gelegt, als es direkt zu Ende zu lesen. 

Zum Glück änderten sich meine Gefühle im weiteren Verlauf. Ob dies an einer Veränderung in der Schreibweise oder daran lag, dass ich mich einfach an die Art der Darstellung gewöhnt hatte, kann ich nicht richtig sagen.

Jedenfalls sind mir die Hauptfigur Tim sowie auch die kleine Bird zum Ende hin richtig ans Herz gewachsen. Nach dem für mich im wahrsten Sinne steinigen Beginn, konnte ich das Buch anschließend recht flüssig und zügig zu Ende lesen. Auf den letzten 100 Seiten entwickelte die Handlung noch einmal eine richtige Dynamik und konnte mich Stellenweise sogar richtig fesseln. 

Lyndsay Faye zeichnet ein umfassendes und tiefgründiges Bild vom New York Mitte des 19. Jahrhunderts. Die handelnden Charaktere werden bildlich und sehr intensiv beschrieben. Auch die damals vorherrschende und vielfach verwendete Gaunersprache rundet das Gesamtbild ab. Im Gegensatz zu anderen Lesermeinungen waren die verwendeten Ausdrücke für mich gut zu interpretieren und störten den Leseverlauf nicht. Im Gegenteil, auf diese Art wirkte der geschichtliche Hintergrund authentischer. Für alle anderen enthält das Buch am Ende ein Glossar mit den entsprechenden Worterklärungen.

Die Kindermorde werden nur oberflächlich in Szene gesetzt und von den allgemeinen, dafür sehr ausführlich abgehandelten politischen Geschehnissen sowie den persönlichen Problemen der Protagonisten überdeckt.Leider hält der Handlungsstrang kaum wirklich eine Überraschung für den Leser bereit. Eigentlich schade, da das Buch sehr viel Potential in sich birgt.

Es handelt sich hier für mich nicht um einen Thriller. Ich würde das Buch eher als historischen Gesellschaftsroman einordnen und hatte mir aufgrund der Buchbeschreibung mehr erhofft. Dem ihm vorangegangenen Ruf wird es leider nicht gerecht.

Kommentare

Philipp Buschatz kommentierte am 08. Mai 2014 um 18:33

Vielleicht sollte ich dem Buch doch noch eine Chance geben (nach 50 Seiten hatte ich abgebrochen...)? 

Ich kam auch überhaupt nicht in die Geschichte rein. Die Sprache hat mich sehr genervt. Viele Adjektive, hochgeschossene Vergleiche - als die Sätze einer Person mit einem sich im Wind drehenden, feuerroten Drachen verglichen wurden, wurde es mir zu viel.

Aber deiner Rezension nach, wird ja aus dem Buch nach dem holprigen Anfang doch noch was.

Mal sehn, vielleicht lese ich doch noch weiter.