Rezension

Das Ende der Kindheit

Weit weg von Verona
von Jane Gardam

Bewertet mit 4 Sternen

Jane Gardams Coming-Of-Age Roman “Weit weg von Verona”  erschien im Original bereits 1971 unter dem Titel  “A Long Way From Verona.“  Er berichtet über eine Phase im Leben der 13jährigen Protagonistin Jessica Vye, die im Alter von 9 Jahren ein einschneidendes Erlebnis hatte. Ein berühmter Schriftsteller versucht durch Vortrag und Lesung, die Kinder für Literatur zu begeistern und Jessica bittet ihn, sich alles anzusehen, was sie bis dahin geschrieben hat. Er hält sie für die geborene Schriftstellerin, und von da an ist sie von diesem für sie vorgezeichneten Weg nicht mehr abzubringen.
Jessica ist ein sehr selbstbewusstes Mädchen, das Autorität nicht anerkennt und kompromisslos in jeder Situation sagt, was sie denkt, auch wenn sie sich dadurch immer wieder in Schwierigkeiten bringt und sich diverse Schulstrafen einhandelt. Sie ist ein wenig zur Außenseiterin geworden und hat in Florence nur eine einzige Freundin. Erstaunlicherweise bezieht sich ihre Auflehnung nicht auf ihre Eltern, denn ihren Vater, der erst spät zu seiner Berufung als Geistlicher gefunden hat, liebt sie sehr. Ein prägendes Erlebnis ist auch eine Einladung bei reichen Leuten, wo sie einen ganz anderen Lebensstil kennenlernt und in dem 14jährigen Christian einem jungen Revolutionär begegnet. 
Sehr reizvoll ist an Gardams Debütroman die Einordnung in den historischen Kontext. Die Geschichte spielt mitten im Zweiten Weltkrieg und vermittelt treffend die damaligen Lebensumstände: nächtliche Bombenangriffe, Gasmasken, Lebensmittelmarken, verbreitete Armut und Knappheit von Ressourcen. 
Mir hat dieser Roman gut gefallen, bin ich doch längst ein Fan der Old-Filth-Trilogie, die in Deutschland ihren schriftstellerischen Ruhm begründet.