Rezension

Das Endgame hat begonnen!

Endgame: Die Auserwählten
von James Frey

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
12 Spieler, die Nachfahren der verbliebenen Urgeschlechter der Erde. Alle 12 trainiert, um ihr Geschlecht vor dem Ende der Welt zu retten. Jeder ist Teil des Endgame und nur einer kann sie finden: 3 Schlüssel, die die Zukunft bedeuten. Ihr Leben lang wussten sie, dass der Tag kommen kann und doch hat niemand geglaubt, dass es in ihrer kurzen Zeit als Spieler wirklich beginnt. Die Prophezeiung besagt, dass ein Teilnehmer vom Endgame nicht weniger als 13 und nicht mehr als 20 Jahre zählen darf.  Zum Schluss muss jeder allein entscheiden, wie er den Sieg davon trägt.
Der Tag ist gekommen - Willkommen beim Endgame!

Da ist es also passiert - 582 Seiten an einem (freien) Tag und "Endgame - Die Auserwählten" gehört der Lesevergangenheit an. Nun ist es gar nicht so simpel an ein Buch unvoreingenommen heranzugehen, was mit den Erwartungen der Leser vorher in solchem Ausmaß spielt. Für mich ist es nicht "das" perfekte Buch, aber die Idee gefällt mir trotz dessen sehr gut. Es bietet die Möglichkeit Menschen an Bücher heranzuführen, die vielleicht nicht viel mit diesem Kulturgut anfangen können. Social Media ist eben das Schlagwort dieser Zeit und ein Buch im Zusammenhang mit Spiele-App, Facebook-Profilen der Charaktere und der Aussicht auf eine halbe Million Dollar, muss doch ansprechen.

Bevor ich auf die positiven und negativen Seiten von Endgame eingehe, möchte ich aber beinahe beruhigend sagen, dass das Buch gut ist. Wie hatte ich Angst, dass das Buch der totale Reinfall ist, aber glücklicherweise ist das tatsächlich nicht der Fall =)

Charaktere
Es sind 12 an der Zahl und sie sind grundverschieden. Motivation, Erziehung und Charakterbild spiegeln sich bei vielen sehr gut in ihren Handlungen wider. Hat man auf der einen Seite blutrünstige Teenager, gibt es auf der anderen Seite junge Menschen, die alle Konsequenzen vorher durchdenken.
Leute, die Frieden suchen und wieder andere, die den Tod herbeisehnen, unabhängig ob es ihr eigener ist, der ihrer Mitspieler oder völlig Fremder.
Hervorragend gut gefällt mir dabei der Perspektivwechsel während der Geschichte.
Man begleitet so die verschiedenen Jugendlichen auf ihrem Weg und ist näher an der Entwicklung der Geschichte dran. Die Namen sind anfangs gewöhnungsbedürftig, aber man findet sich relativ schnell ein und kann nach kurzer Zeit die Personen zuordnen. Etwas schwieriger wird es da schon, wenn die Zugehörigkeit durch die Namen der Geschlechter verdeutlicht werden soll. "Cahokianerin" ist einfach kein sehr griffiger Begriff, der sofort in meinem Gedächtnis hängen bleibt.
Gut gelungen fand ich auch die Hintergründe einiger Mitspieler, die zwischendurch ans Licht kamen. Diese Ausführlichkeit gab es aber nicht bei allen 12 Charakteren, was ich etwas schade finde aber nicht verwunderlich.
Man entwickelt teils schon sehr gegensätzliche Gefühle, von Mitgefühl bis Abscheu ist alles dabei.

Unabhängig von der Geschichte fand ich einige stilistische Mittel allerdings sehr anstrengend.
James Frey mag anscheinend Aufzählungen, ob man über drei Zeilen Elemente auflistet, Waffentypen, das Inventar eines Autos oder aber eine ganze Seite die gleichen drei (etwas abgewandelten) Sätze wiederholt - alles gefällt mir nicht besonders, stört meinen Lesefluss und lässt mich etwas genervt zurück.
Ebenso ging es mir bei der Eigenart eines Charakters. Dieser stottert und hat Ticks, so die Erklärung. Allerdings muss man das, meiner Ansicht nach, nicht im gesamten Text einbauen. Gerne in einer Konversation oder meinetwegen in Situationen, die andere Menschen einbeziehen. Wenn ich allerdings seitenlang die Zwischenworte "blinzel" und "zuck" lesen muss oder eben Wortwiederholungen, frage ich mich nur, ob man wohl auch in Gedanken stottert?!

Bei manchen Auffälligkeiten habe ich mich auch gefragt, ob diese Teil des Rätsels sind und deswegen nicht geändert wurden (z.B. bei der Übersetzung).
Endgame spielt auf der ganzen Welt, die genutzten Maßeinheiten sind allerdings Inch, Fuß und mph (miles per hour). Nun bin ich mir relativ sicher in deutschen Übersetzungen eher selten solche Einheiten zu sehen. Das dient sicher der Anschaulichkeit, denn zumindest ich kann mir besser vorstellen, wie schnell ein Auto fährt bei der Angabe von km/h oder wie groß etwas ist, wenn z.B. Meter angegeben werden.

Wo wir übrigens gerade bei dem Rätsel sind. Man hat schon das Gefühl, dass Informationen rein geschrieben werden mussten. Ich fände es persönlich sehr lustig, wenn sämtliche Zitate, Zeichnungen, Zahlen und Fremdwörter keine große Rolle spielen und nur ablenken sollen vom eigentlichen kleinen versteckten Rätsel. So haben es jedoch Zahlen in den Text geschafft, die etwas merkwürdig anmuten. Braucht man bei Stundenangaben mehrere Nachkommastellen? Ich glaube nicht. So bin ich an manchen Textstellen leider etwas über den Text gestolpert.

Sicher tauchen auch manche Parallelen zu anderen Büchern auf, aber das lässt sich heutzutage kaum noch vermeiden.

Das Ende hat mir übrigens sehr gut gefallen, für ein Jugendbuch recht ungewöhnlich und natürlich gab es einen kleinen Ausblick, was uns vielleicht im zweiten Teil erwartet.

Fazit
Unsere Erde als Schauplatz. Ein Wettkampf, der entscheiden muss, wer leben oder sterben wird. Verschiedene Perspektiven bieten gut gelungene Einblicke in die vielfältigen Charaktere. Aufzählungen, merkwürdige Zahlen und Wiederholungen stören allerdings einen sonst angenehmen Lesefluss. Die Geschichte und die Idee dahinter gefallen mir jedoch sehr gut, von daher gibt es 4 von 5 Sternen.