Rezension

Das etwas andere Bilderbuch

Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough - Rébecca Dautremer

Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough
von Rébecca Dautremer

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch gewann den Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis 2019.

Dieses großformatige, kunstvolle und etwas wundersame Bilderbuch beinhaltet das Leben von Jacominus, ausgehend von seiner Geburt bis zu seinem Tod. Jacominus ist ein liebenswerter, wortkarger und phantasievoller Träumer, dessen Vorbild der edle Schwarze Ritter ist. Innerlich liebt er die fernen Reisen und das Philosophieren. Er hat von Kindesbeinen an gute Freunde, lebt später mit seiner großen Liebe Sweety und seinen drei Kindern zusammen. Es gibt traurige Momente, schöne Momente, Momente des Verlierens, Momente des Verlusts und letztendlich kann Jacominus im fortgeschrittenem Alter sagen, dass er seinen Frieden mit sich und der Welt gefunden hat.

Schon das Vorwort hat mich sofort um den Finger gewickelt...und natürlich auch die Bilder. Sie sind märchenhaft, poetisch, detailverliebt und auch realistisch. Es macht Freude, sie immer wieder zu betrachten.

Die Erzählstimme ist wunderbar sanft und leicht, dabei etwas geheimnisvoll und nicht immer ganz eingängig. Es wird alles sehr aus der Ferne betrachtet, vieles wird oft sehr knapp und allegorisch erzählt. Daher bleiben die Geschehnisse oft nur angedeutet und vage, nur weniges wird ganz konkret. Hier und da gibt es sicherlich auch mehrere Deutungsmöglichkeiten.

Das Buch muss man auf jeden Fall mehrmals anschauen, mehrmals lesen und auf sich wirken lassen, um es zu verstehen. Beim ersten Durchgang könnte man daher vielleicht, aufgrund der allgemeinen Unkonkretheit und Kürze, erstmal etwas enttäuscht sein.

Es entfaltet dann aber seinen Zauber, wirkt inspirierend und lädt zum Träumen ein. Es regt an, darüber nachzudenken, was im Leben wirklich wichtig ist.

Für wen ist dieses Bilderbuch geeignet? Für Erwachsene unbedingt, wobei der Erzählstil wahrscheinlich nicht jedem gefallen wird. Und für Kinder und Jugendliche? Bedingt ja. Sie werden wahrscheinlich nicht alles verstehen (was nicht so schlimm ist, wie die Autorin sagt). So muss man ihnen sicher einiges erklären, wodurch natürlich auch gute Gespräche entstehen können. Die Bilder werden sie jedoch bestimmt faszinierend und zum Träumen einladend finden.