Rezension

Das etwas andere Jugendbuch

Für dich soll's tausend Tode regnen
von Anna Pfeffer

Emi ist nicht wie „normale“ Teenagermädchen in ihrem Alter: Ist sie auf jemanden nicht gut zu sprechen oder ist ihr einfach nur langweilig, denkt sie sich verschiedene Todesarten für die Menschen in ihrer Umgebung aus. Vor allem ihr stets gut gelaunter Bruder Oliver und ebenso ihr Vater, seines Zeichens Psychotherapeut, haben in ihrem Kopf schon dutzende Male das Zeitliche gesegnet. Als Emi allerdings gezwungen wird nach Hamburg umzusiedeln, nimmt die Zahl der erdachten Todesarten rasant zu. Insbesondere Erik, einer von Emis neuer Klassenkamerad, der sie immer wieder auf die Palme bringt, erleidet den ein oder anderen unschönen Tod. Aber wünscht sie ihm wirklich den Tod oder ist sie dabei ihr Herz zu verlieren?

In einer unnachahmlichen Art und Weise ist es Anna Pfaff (hinter deren Namen sich zwei Autorinnen verbergen) gelungen mich in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte hat wirklich einen Suchtcharakter und man möchte es praktisch gar nicht mehr aus der Hand legen. Irgendwann habe ich gar nicht mehr gemerkt wie ich Seite um Seite umgeblättert habe und war beinahe enttäuscht als ich am Ende angelangt war und keine weiteren abstrusen Todesarten mich zum Schmunzeln bringen konnten.

Das Buch hat aber nicht nur eine schier endlose Zahl an erdachten Toden zu bieten, es  behandelt vielmehr eine Menge Themen, die junge Menschen in diesem Alter zu schaffen machen:

1.ein unerwarteter Umzug, der Emi aus der gewohnten Umgebung reißt und sie von ihrer besten Freundin entfernt, die sich zu allem Überfluss auch noch verliebt und weniger Zeit für sie hat.

2.ein in ihren Augen nervtötender Vater, der sie ständig analysiert und ihr Lebensweisheiten und kluge Ratschläge an den Kopf wirft. Wie sagt man so schön: „Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden.“

3.ein ständig gut gelaunter Bruder, der es natürlich versteht seine kleine Schwester zur Weißglut zu bringen.

4. und zu allem Überfluss weiß Emi im Gegensatz zu ihrem Umfeld (wie viele andere Teenager) noch nicht, wer sie eigentlich sein will und was sie mit ihrem Leben anfangen möchte.

In dieser schwierigen Lebensphase sorgt Erik natürlich zusätzlich für ein Gefühlschaos in ihrem Innern und es regnet praktisch Tode an jeder Straßenecke. Ebenso sorgt die neue Freundin von Emis Vater für ordentlich Wirbel in der Familie.

Da das Buch aus der Sicht von Emi geschrieben ist, bekommt man einen guten Einblick in die bereits beschriebene Gefühlswelt und kann dadurch gut nachempfinden, dass es alles andere als leicht ist Erwachsen zu werden und mit einer völlig neuen Situation umzugehen. Ab und zu hätte ich mich über ein kurzes Kapitel aus der Perspektive von Erik gefreut, andererseits hält die strikte Erzählweise die Spannung aufrecht und man fiebert regelrecht der Auflösung der verschiedenen Probleme entgegen.

Fazit: Die Challenges, die Todesarten und viele andere Feinheiten machen die Geschichte wirklich zu etwas besonderem und haben mir heitere Lesestunden beschert.