Rezension

Das etwas andere Zombiebuch

Dark Love - Lia Habel

Dark Love
von Lia Habel

Inhalt: Nora ist 15, als ihr Vater stirbt. Nach genau einem Jahr trauern kehrt sie in den Schulferien nach Hause zurück und wird auf dem Weg von einem Mann angesprochen, der sie überreden möchte, mit ihm zu kommen. Die Polizei geht allerdings dazwischen und bringt Nora nach Hause. In der darauffolgenden Nacht wird das Haus der Dearlys von Zombies angegriffen. Nora wird von einer Gruppe „guter“ Zombies gerettet und mit zu deren Stützpunkt genommen. Dort erfährt sie die ganze Geschichte über ihren Vater, der einen Impfstoff gegen den Zombie-Virus entwickelt, und verliebt sich außerdem in einen Zombie..

Meinung:
Anfangs war es etwas schwer für mich, in das Buch reinzukommen, da es im  Jahr 2195 spielt und die Menschen ganz anders leben, als heutzutage. Z.B. müssen die Frauen immer lange Kleider tragen und zu jedem freundlich und höflich sein. Es ist für die Menschen sehr wichtig, was die anderen von ihnen halten, damit sie in der Gesellschaft angesehen sind. Die Aufgabe der Frauen ist es, im Haus zu bleiben und gelegentlich Bekannte zu besuchen oder selber Besuch zu empfangen. Sind die Mädchen noch minderjährig, dürfen sie nicht mal ohne ausdrückliche Aufforderung sprechen. Was ich besonders seltsam fand ist, dass sich alle mit Miss oder Mr. Anreden, auch wenn sie sich schon lange kennen. Selbst den Eltern gegenüber müssen die Kinder respektvoll sein.
Für die heutige Generation (die sich teilweise gegenseitig mit „Alter“ anredet) ist das besonders merkwürdig. ;)

Auch die Geschichte mit den Zombies ist für mich neu gewesen. Im Moment gibt es ja sehr viele Vampir Geschichten, aber ein Buch mit Zombies habe ich noch nie gelesen. Dazu habe ich auch gleich mal ein Zitat:

„Der Buchjunge klappte die Ausgabe zu und nahm die Brille von der Nase. ‚Ich sage die Wahrheit! In all diesen Büchern werfen sich die Mädchen den romantischen Helden nur so an den Hals. Und diese Helden sind tot und sie trinken Menschenblut. Seid also frohen Mutes, meine Brüder, denn ich sage euch, es gibt Hoffnung!‘
Der Junge, der sich dieses Wortgefecht mit ihm lieferte, rollte mit seinem einzigen Auge. ‚Okay, du bist endgültig hinüber. Kann dem nicht mal jemand ein Kochbuch oder so was besorgen?‘
‚Oder vielleicht eine liebliche Jungfrau, die er verführen kann‘, warf das Mädchen ein und sah von ihrem Spiegelbild hoch. Dann fiel ihr Blick auf uns und sie lächelte breit. ‚Hey, wenn man vom Teufel spricht!‘
Der mit dem Buch wirbelte herum und hielt die Hand hoch. ‚Bevor wir zu den Formalien kommen – du!‘ Er fixierte mich und ich wich einen Schritt zurück. ‚Hast du jemals von Vampiren gehört?‘
Ich nickte. Wer nicht?
‚Und hattest du schon einmal von Zombies gehört, bevor du hierhergekommen bist?‘
Ich schüttelte den Kopf.
‚Seht ihr?‘ Er schlug zur Betonung auf sein Buch. ‚Vampire sind nur Zombies mit guter PR! In ein paar Jahren könnten das wir sein!‘“

Jedenfalls werden in diesem Buch nicht alle Zombies negativ dargestellt. Wird ein Mensch mit dem Virus infiziert, stirbt er innerhalb weniger Stunden und wacht danach als Zombie wieder auf. Da der Virus das Gehirn angreift kann es sein, dass der Mensch danach nicht mehr er selbst ist und nur noch seine Instinkte hat. Allerdings kommt es auch häufig vor, dass die Personen geistig genauso sind, wie vor ihrem Tod. Das ist die Gruppe, die Nora vor den anderen gerettet hat.

Mittlerweile hat man einen Weg gefunden, wie man die Verwesung der Zombies verlangsamen kann, aber trotzdem regeneriert sich der Körper bei Verletzungen nicht mehr, weshalb vielen von ihnen Körperteile fehlen und sie überall Wunden und Narben haben.
Das macht es einigen auch schwer, die Liebe zwischen Nora und Bram nachzuvollziehen, weil Bram nun mal eine Leiche ist und auch so aussieht. 
Dabei wird aber oft vergessen, dass es eben nicht nur ums Äußere geht, sondern um den Charakter. Viele Jugendbücher, besonders im Fantasy Bereich, sind meiner Meinung nach viel zu oberflächlich. Ich meine; beide Protagonisten sehen unglaublich gut aus und verlieben sich ineinander. Aber egal, ich versuche gar nicht erst tiefgründig zu sein, das ist einfach nicht mein Ding. ;) (Wieso schweife ich eigentlich immer so vom Thema ab?)

Der wichtigste Teil der Handlung ist, dass alle auf der Suche nach Dr. Dearly, Noras Vater, sind. Er ist kurz davor einen Impfstoff gegen den Zombie-Virus zu entwickeln, wodurch die ganze Menschheit gerettet werden könnte. Das Ganze ist natürlich nicht so einfach, weil es wieder solche Bösewichte gibt, die das dann komplizierter machen. ;D

Jedenfalls war es das, was mir an dem Buch so gut gefallen hat. Es läuft nicht alles so perfekt und reibungslos ab, wie man es sich erhofft hat. Es kommt einiges dazwischen, was aber nicht gestellt oder absolut unrealistisch erscheint, sondern durchdacht und gut umgesetzt ist. Auch die Beziehung zwischen Nora und Bram hat sich (verhältnismäßig) langsam aufgebaut.

Ich habe eigentlich gar nichts Negatives zu dem Buch zu sagen. Vielleicht könnten einigen die Stellen nicht so gefallen, wo die Zombies genau beschrieben werden. Verwesende Menschen mit fehlenden Körperteilen sind vielleicht nicht unbedingt jedermanns Sache. ;)

Fazit:
Meine erste Dystopie und ich bin begeistert! Das Buch ist definitiv eines der besten, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.
5/5 Punkten