Rezension

"Das Gedächtnis ist der Spiegel, in dem wir die Abwesenden erblicken." (Joseph Joubert)

Was für immer bleibt - Vanessa Carnevale

Was für immer bleibt
von Vanessa Carnevale

Bewertet mit 5 Sternen

Gracie wacht nach einem Unfall auf und hat keinerlei Erinnerung an ihr Leben und die Zeit, bevor das Unglück passiert ist. Wer ist sie selbst überhaupt und wer war ihr wichtig? Natürlich gibt es Menschen, die ihr vieles erzählen können, dazu gehört ihr Verlobter Blake. Doch irgendwie fühlt sich das alles nicht richtig, sondern völlig fremd an. Nur eine ferne Erinnerung an vergangene Zeiten, als sie auf der alten Blumenfarm ihrer Eltern gelebt hat, lässt sie hoffen und dorthin reisen, um sich vielleicht selbst wiederzufinden, wieder Vertrauen in sich selbst zu entwickeln. Doch kaum beginnt sie sich ein wenig entspannter auf das Leben einzulassen, begegnet sie Flynn, der sie völlig durcheinander bringt….

Vanessa Carnevale hat mit “Was für immer bleibt” einen sehr berührenden Roman vorgelegt, dessen Geschichte dem Leser in Teilen unter die Haut geht und auch nachdenklich stimmt ob der Tatsache, wie man selbst bei solch einem Schicksal reagieren würde. Der Erzählstil ist locker-flüssig und einfühlsam, schnell taucht der Leser zwischen den Seiten unter und kann das Buch kaum aus der Hand legen, denn die Autorin versteht es sehr geschickt, das Gefühlsbarometer ihrer Protagonistin genauestens mitzuteilen. Schon die Vorstellung, in einem Krankenhaus zu erwachen und nichts mehr über sich selbst und die Menschen um einen herum zu wissen, ist beängstigend. Wer ist man selbst eigentlich, wer war einem eng vertraut, wer kennt einen wirklich gut? Diese Fragen stellt die Autorin sehr gut heraus und lässt ihre Protagonistin Gracie all diese beängstigenden Momente erleben, während der Leser diese hautnah miterlebt. Würde man sich bei solch einem Schicksalsschlag an die wenden, die einen gut kennen, oder macht man einen Schnitt und versucht es auf eigene Faust, sich neu kennenzulernen? Eine schwere Entscheidung, die einem nicht abgenommen werden kann. Noch beängstigender sind dann Gefühle, die neu dazukommen und man sich selbst nicht sicher ist, ob sie echt oder nur eingebildet sind. Die Autorin hat dies alles sehr schön herausgestellt und nebenbei noch eine wunderschöne Liebesgeschichte entstehen lassen.

Die Charaktere sind lebhaft gezeichnet und überzeugen mit ihren individuellen Ecken und Kanten, so dass der Leser mit ihnen fühlen, leiden und hoffen kann. Als unsichtbarer Zuschauer sitzt er in der ersten Reihe, während die Protagonisten ihrem Schicksal entgegen gehen und sich entscheiden müssen. Gracie ist eine sympathische Frau, die sich selbst in Frage stellt, da sie keinerlei Erinnerung an sich, ihre Gefühle und vor allem an diejenigen hat, die sie lieben. Ihr Leben ist für sie nun eine unbeschriebene Seite, die Ängste hervorruft und für jede Menge Unsicherheit sorgt. Ihr Erinnerungsverlust lässt sie unbeabsichtigt andere verletzen. Aber sie muss erst sich selbst wiederfinden, bevor sie sich anderen zuwenden kann. Blake ist ein feiner Kerl, der sich um Gracie sorgt und es nicht ertragen kann, sie zu verlieren. Doch er weiß auch, dass er ihr keine Ketten anlegen darf in ihrer momentanen Situation. Flynn ist ein Mann, der Gracies neues Leben durcheinander wirbelt. Aber er lernt sie kennen in einer Situation, als sie selbst sich nicht traut.

“Was für immer bleibt” ist ein berührender und gleichzeitig romantischer Roman, der den Leser nicht kalt lässt. Absolute Leseempfehlung, wirklich wunderschön!