Rezension

Das Geheimnis bleibt ein Geheimnis …

Das Geheimnis der Schwimmerin - Erika Swyler

Das Geheimnis der Schwimmerin
von Erika Swyler

Bewertet mit 3 Sternen

Es sind einige Probleme, mit denen der Bibliothekar Simon Watson sich plötzlich konfrontiert sieht. Er lebt schon lange alleine im Haus seiner verstorbenen Eltern an der Küste Long Islands. Seine einzige Schwester, Enola, die als Wahrsagerin mit einem Wanderzirkus durchs Land reist, hat nun ihren Besuch angekündigt. Das Haus ist völlig marode und sollte dringend repariert werden, denn es könnte bereits beim nächsten Sturm über die Klippen stürzen. Doch Simon hat kein Geld und zu allem Unglück droht ihm die Kündigung in der Bibliothek. Auch die Freundschaft mit Alice, Arbeitskollegin und Tochter seines  nächsten Nachbarn Frank, die er gerne intensivieren möchte, ist ins Stocken geraten. Völlig verwirrt ist er jedoch von einem alten Tagebuch, das er von einem Unbekannten zugeschickt bekommen hat. Es sind die Aufzeichnungen einer Gauklertruppe aus dem 18. Jahrhundert, die offenbar die Vorfahren seine Familie betreffen. Simon beginnt zu recherchieren und muss mit Entsetzen feststellen, dass alle Frauen der Familie, genau wie auch seine Mutter, an einem 24. Juli ertrunken sind. Dieses Datum steht kurz bevor – und auch der Besuch seiner Schwester …

„Das Geheimnis der Schwimmerin“ erschien bereits 2015 unter dem Titel „The Book of Speculation“ in den USA und ist der Debütroman der jungen, hoffnungsvollen Autorin Erika Swyler. Sie ist in Long Island geboren und aufgewachsen und lernte, laut eigenen Angaben, schwimmen, noch bevor sie laufen konnte. Sie besuchte die University in New York und schrieb bereits für einige Literaturmagazine. Heute lebt sie wieder in Long Island, zusammen mit ihrem Ehemann und ihrem Haustier, einem kleinen Hasen.

Es handelt sich hier um eine Familiengeschichte, die in zwei verschiedenen Zeiten spielt – im Hier und Heute an der Küste Long Islands und im späten 18. Jahrhundert in Neuengland – über die im Buch abwechselnd kapitelweise berichtet wird. Verbunden sind beide Erzählstränge durch ein rätselhaftes altes Tagebuch, welches die Aufzeichnungen eines gewissen Hermelius Peabody, Direktor einer wandernden Zirkustruppe, enthält, und das Simon Watson nun von einem geheimnisvollen Fremden namens Churchwarry zugeschickt wurde. Durch Simons Nachforschungen wird nach und nach deutlich, dass zwischen den einzelnen Personen eine Verbindung bestehen muss. Doch warum ertranken die Frauen der Familie am 24. Juli, wo sie doch alle gute Schwimmerinnen waren, die Luft zehn Minuten anhalten konnten und mit ihren Künsten sogar im Zirkus aufgetreten sind? Vor diesem Schicksal will Simon seine Schwester unbedingt bewahren.

Am Schreibstil der jungen Autorin ist absolut nichts auszusetzen, er ist flüssig und lebendig, Landschaften und Szenen sind treffend beschrieben. Dabei stechen besonders die Schilderungen um die Zirkusgruppe aus früheren Zeiten heraus, während die Gegenwart etwas verblasst und die Geschichte sich hauptsächlich um Simons unterschiedlichste Probleme dreht. Eine gewisse Spannung entsteht eigentlich nur dadurch, dass man als Leser wissen möchte, warum die Frauen der Familie ausgerechnet am 24. Juli ertrinken. Doch leider ist darüber, sowie auch über die Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Personen zu den Mitgliedern der damaligen Gauklertruppe, nichts Genaues zu erfahren. Mir ist jedenfalls nichts in Erinnerung geblieben und ich tappe immer noch im Dunkeln, was das Geheimnis um die Schwimmerin war. Wären nicht gelegentlich einige sehr spannende Szenen eingeflochten, hätte ich die Geschichte eher langweilig empfunden.  

Fazit: Interessanter Plot und guter Schreibstil, leider mit einigen Längen und offenen Fragen.