Rezension

Das gehörnte Mädchen

Askeria: Die letzte Generation - Juliet May

Askeria: Die letzte Generation
von Juliet May

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Mit dem Brandmal einer verstoßenen Rasse gezeichnet, führt die 14-jährige Piara ein vorsichtiges Leben: Sie soll stets wachsam sein, nicht weiter als ins umliegende Gebirge gehen und niemandem verraten, warum sie ständig diese ungewöhnliche Frisur trägt. Rigoras hingegen ist ein Freigeist, der Regeln nur zu gerne umgeht. Als Sohn des obersten Clanführers seiner Heimat liegt ihm die Welt zu Füßen. Dennoch teilen die beiden ein gemeinsames Schicksal, ohne einander überhaupt zu kennen: Um sie herum häufen sich Widersprüche und seltsame Geschehnisse. Ihre Familien zerbrechen, Wissen verschwindet, einzelne Landesteile verderben; und niemand sagt ihnen die Wahrheit. Selbst Piaras Brüder schweigen über ihre Beweggründe, als einer der beiden überstürzt mit ihr die Provinz verlässt.

Mitaeria wird auch der goldene Kontinent genannt, doch Piara entdeckt bei ihrer Suche nach Antworten nichts als dunkle Abgründe. Denn in dieser friedlichen Welt wird nicht jeder geduldet. Diejenigen, die kritisch hinter den Schleier des Wohlstands blicken, werden gerichtet; schließlich zweifeln nur Ketzer an der endlosen Güte Corasils. Die Vergangenheit ihrer Familie offenbart Piara die Kehrseite der Gesellschaft. Und je tiefer sie gräbt, desto deutlicher zeichnet sich ab, wovor sie ihr Leben lang behütet wurde; wenn auch vergeblich.

 

Rezension:

Mitten in der Nacht muss Piara zusammen mit ihrem Bruder Souta fliehen. Ihr anderer Bruder bleibt zurück, und Piara weiß nicht, ob er noch lebt. Das 14-jährige Mädchen und ihre beiden älteren Brüder sind Waisen, die ein Geheimnis verbergen müssen: Unter Piaras Haar wachsen Hörner. Sie selbst weiß nicht genau, was das zu bedeuten hat, und obwohl sie vermutet, dass ihre Brüder mehr wissen könnten, verraten die ihr nichts. Auf der Flucht gilt es einige Abenteuer zu bestehen, aber erst nach und nach erfährt Piara endlich ein paar Wahrheiten über sich und ihre Eltern.

In Juliet Mays Fantasy-Abenteuer, mit dem eine voraussichtlich 5- oder 6-bändige Reihe ihren Anfang nimmt, steht eine junge Protagonistin im Zentrum des Geschehens. Die Welt, in der dieses ihre Abenteuer bestehen muss, ist durchaus ungewöhnlich zu nennen. Magie im herkömmlichen Sinn scheint es zwar nicht zu geben, dafür allerdings nichtmenschliche Wesen, deren Existenz von der alles beherrschenden Kirche jedoch abgestritten wird, sowie Parallelwelten, zu denen die Verbindung offiziell aber abgerissen ist. Andere Elemente erinnern schon fast an SciFi. So existieren beispielsweise Teleporterstationen, zwischen denen man sich gegen Bezahlung in kürzester Zeit befördern lassen kann. Diverse Wissenszweige sind in dieser Welt verboten, das entsprechende überlieferte Wissen verbannt.

Ebenso wie die Protagonistin kann auch der Leser die Zusammenhänge zuerst nicht verstehen. Erst nach und nach setzt sich ein komplexes Puzzle zusammen, dessen Endergebnis am Ende dieses Bandes erst ansatzweise zu erahnen ist. Außer der jungen Protagonistin und ihren Brüdern spielen der Sohn und Nachfolger eines Clanführers sowie eine im Kloster erzogene Kämpferin wichtige Rollen. Aus den Perspektiven der genannten Personen wird die Geschichte auch wechselweise erzählt, wobei Piaras Abenteuer allerdings eindeutig die Haupthandlung darstellen. Zwischendurch eingestreute Kurzkapitel in Reimform liefern kryptische Informationen, die sich bisher kaum einordnen lassen. Dass immer wieder ganze Kapitel fehlende Informationen aus der Vergangenheit in Form von Erinnerungen nachreichen, fordert die Aufmerksamkeit des Lesers, um diese Puzzleteile richtig einordnen zu können.

Die Autorin erzählt ihre Geschichte – egal auf welcher Person der Fokus aktuell liegt – stets in der 3. Person aus Sicht eines Beobachters. Dem Geschehen ist dabei sprachlich gut zu folgen, was in Anbetracht der sonstigen Komplexität der Geschichte besonders angenehm ist.

Diese komplexe Welt kann das Interesse eines Fantasy-Fans wecken und fesseln. So bleibt am Ende nur zu hoffen, dass der nächste Band nicht zu lange auf sich warten lässt.

 

Fazit:

Dieser Start in eine Jugend-Fantasy-Abenteuer-Reihe macht Lust auf das weitere Geschehen in dieser komplexen Welt.

 

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