Rezension

Das geht besser!

Fucking Moskau! - Chris Helmbrecht

Fucking Moskau!
von Chris Helmbrecht

Bewertet mit 3 Sternen

"Sex, drugs and Wodka" - der Untertitel ist Programm:

Chris Helmbrecht berichtet primär über das Partyleben und seine amourösen Abenteuer in Russlands Hauptstadt.

So nimmt dieser Komplex dann auch 3/4 des Buches ein. Das Ganze liest sich zwar besser als "Shades of Grey", bleibt jedoch auch eine - durchaus unterhaltsame - Momentaufnahme, die eine sehr deutsche Sicht der Dinge ( wenn es etwa um das Geschlechterverhältnis geht) präsentiert.

Zitat: "Russische Frauen tragen ihren Koffer nie selbst".

Gegenfrage: Muss das etwas Schlechtes sein?

 

Richtig lesenswert wird  "Fucking Moskau" da, wo es mal nicht um Sex geht.  Der russische Nachbar, der Moloch Moskau - gerne hätte ich mehr über diese Themen gelesen, und der Autor vermag es durchaus, den Leser zu fesseln. "Autor, nur Mut!", möchte man gerne rufen. 

Es fehlte mir manchmal ein Augenzwinkern oder auch eine humorvolle Ironie, wie sie etwa bei Wladimir Kaminer zu finden ist. Auch die Titelwahl - "Fucking Moskau" kann mich nicht überzeugen, denn sie erinnert an Titel wie "Fucking Berlin" und zeugt m.E. auch von mangelndem Fingerspitzengefühl der Gaststadt gegenüber, zumal die Flüche in den meisten slawischen Sprachen genital konnotiert sind (im Deutschen hingegen anal). Ergo: Die Russen werden es wohl nicht so lustig finden.

Sehr gut gefallen haben mir aber die kurzen, "knackigen" Kapitel, die sich sehr flüssig lesen lassen. Erfreulicherweise verliert sich der Autor dann auch nie in Geschwafel. Das Klischee von der "russischen Seele" taucht löblicherweise nicht auf.

Fazit: Ich würde auch einen 2. Roman aus der Feder des Autors lesen, denn ich würde gerne mehr über die Gepflogenheiten in Moskau erfahren.
"Fucking Moskau" hat mich gut unterhalten, war mir aber zu einseitig auf das Sexuelle konzentriert, sodass ich während der Lektüre das Gefühl hatte, das Wesentliche zu verpassen.