Rezension

Das gewisse Etwas fehlt vollkommen

Der Hof - Simon Beckett

Der Hof
von Simon Beckett

Bewertet mit 3 Sternen

"Der Hof" handelt vom Engländer Sean, der auf seiner Flucht durch Frankreich in eine Falle tritt, die ihm den Fuß zertrümmert. Die Falle stammt von granteligen und jähzornigen Arnaud, der vehement seinen Besitz verteidigt. Die Töchter des Hauses nehmen Sean auf und pflegen ihn zunächst gegen den väterlichen Willen gesund. Doch Sean will auf Grund seines Geheimnisses gar nicht weg und so erkennt Arnaud in ihm eine willkommene Arbeitskraft. Sean wird mehr und mehr zu einem festen Bestandteil des Hofes und so droht er auch mehr und mehr ein Teil der düsteren Geheimnisse zu sein, die den Arnaudschen Hof umgeben.

Die David-Hunter-Reihe von Simon Beckett ist für mich grandiose Unterhaltung, spannend, nervenaufreibend und voller Überraschungen. Natürlich war ich da gespannt, wie sich Beckett in einer etwas anderen Art des Schreibens schlagen würde. Dazu muss man wirklich sagen, dass man seine Thriller rund um David Hunter und diesen überhaupt nicht vergleichen kann. Also habe ich irgendwann den Autornamen ausgeblendet und nur das bewertet, was "Der Hof" im Gegensatz zu ähnlichen Autoren und Büchern dieser Art leistet.

Das Setting ist für diese Art natürlich großartig gewählt. Das raue Frankreich, ein abgelegener Hof mit einer mysteriösen Familie, die von außerhalb gemieden wird. Gute Voraussetzungen also. Doch es beginnt schon mit dem Protagonisten zu hapern. Der Sean der Gegenwart bleibt relativ unspektakulär, der Sean der Gegenwart war mir dagegen fast schon unsympathisch und so passten die beiden Seans fast nicht für mich zusammen. Gerade angesichts seiner Vergangenheit hat sich der Gegenwarts-Sean ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt. Er war nun wirklich kein Protagonist, der die Geschichte mühelos tragen konnte.

Die Erzählweise mit dem Abwechseln von Rückblenden und Echtzeit war vom Prinzip her nicht schlecht gewählt, aber das ganze scheitert wie das große Ganze am fehlenden Etwas. Sowohl die Geheimnisse, die sich um Sean ranken, als auch die um den Hof, das ist alles so langweilig und oft gelesen. Arnaud und seine Töchter sind so stereotyp angelehnt, dass man bereits früh ahnt, worauf das ganze hinausläuft. Natürlich waren ein paar kleinere Aspekte dabei, die überraschend kamen. Aber es gab keinen großen Schocker, es gab am Ende keine nervenaufreibende Spannung. Alles ging so unspektakulär und ruhig zu Ende, wie es sich eigentlich schon die ganze Zeit über entwickelt hatte.

"Der Hof" ist sicherlich keine totale Enttäuschung, weil man doch relativ schnell durch das Geschehen gleitet, zudem schreibt Beckett einfach angenehm. Aber "Der Hof" gleitet in einem ruhigen Flow vor sich hin ohne große Überraschungen, ohne große Spannung und ohne interessante Charaktere. "Der Hof" ist einfach kein Hit, er reißt im Vergleich zu ähnlichen Büchern keine Bäume aus, ihm fehlt einfach das gewisse Etwas!