Rezension

Das gibt es doch nicht, dass jemand überhaupt keine Spuren hinterlässt!

Unterholz - Jörg Maurer

Unterholz
von Jörg Maurer

Das gibt es doch nicht, dass jemand überhaupt keine Spuren hinterlässt!

„Das gab es wohl. Die Äbtissin zum Beispiel war in der Szene schon seit Jahren berühmt dafür, überhaupt keine Spuren zu hinterlassen.“

 „Manchmal stellt dich das Leben vor eine Kreuzung. Ein Wegweiser zeigt hinüber ins liebliche Tal, der andere ins Unterholz Nimm nicht den erstbesten Weg!“

Auch der fünfte Krimi-Fall aus der Feder von Jörg Maurer fordert den sympathischen Kult-Ermittler Hubertus Jennerwein und bringt ihn in brandgefährliche Situationen und in allergrößte Bedrängnis. Auf der schwer zugänglichen Wolzmüller-Alm beim idyllisch gelegenen Kurort werden Manager-Seminare veranstaltet, die aktuellen Seminarteilnehmer stammen aus aller Herren Länder. Bei einem nächtlichen Kontrollgang entdeckt der Pächter und Hüttenwirt Rainer Ganshagel eine weibliche Leiche und ruft Kriminalhauptkommissar Hubertus Jennerwein und sein Team auf den Plan. Die schrecklich zugerichtete Frau wurde ermordet und Polizeimeister Johann Ostler, Hauptkommissar Ludwig Stengele, Franz Hölleisen, Austauschkommissarin Nicole Schwattke aus Recklinghausen sowie die Polizeipsychologin Maria Schmalfuß und der Spurensicherer Hansjochen Becker sind gefordert. Die Tötung wurde professionell durchgeführt, die Flucht des Täters perfekt abgewickelt. Sämtliche Seminargäste verschwinden über Nacht spurlos, verdächtig ist jeder Einzelne von ihnen.

Zwei bergsteigende Mediziner, die ihren Urlaub dem liebsten Hobby verschrieben haben, beobachten aus verschiedenen Perspektiven die abgelegene Wolzmüller-Alm. Ein hervorragendes Doppelfernrohr verhilft ihnen zu tiefen Einblicken… sie sehen mehr, als gut für sie ist. Die Liebe des Ehepaares Schultheiss ist erkaltet, die beiden verspürten tiefe gegenseitige Verachtung füreinander, es existiert nur mühsam aufrecht erhaltene desinteressierte Höflichkeit. In einem der beiden reift ein tödlicher Plan.

Das ehemalige Bestatter Paar Ignaz und Ursel Grasegger wird durch Rainer Ganshagel ebenfalls in den Fall involviert, befolgt jedoch den gut gemeinten Rat der italienischen Mafia, die ihnen empfiehlt, die Finger von dieser hochbrisanten Sache auf der Alm zu lassen. Auch der gerissene österreichische Problemlöser Karl Swoboda erhält wird für einen neuen Auftrag in den Kurort beordert und sucht Kontakt zu den Graseggers.

Der Wolzmüller-Michl ist ein eigenartiger Kauz, der von manchen Einwohnern des Kurortes aufgrund seiner Zurückgezogenheit für geistig verwirrt gehalten wird. Der Sohn des ehemaligen Almbauers hat zwar trübe Augen, ist jedoch nicht dumm, sondern darüber hinaus noch ein begnadeter Maler. Er bringt bevorzugt Gesichter und Menschen zu Papier und hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Durch seine detaillierten Beobachtungen und Skizzen stellt er jedoch eine Bedrohung für die kriminellen Elemente in diesem Buch dar.

Zu guter Letzt wird dieser Mordfall auch von Seiten einer Mordwaffe beleuchtet – ein Klappspaten der Marke Gartenfreund erzählt seine Sicht der Dinge – und verhilft dem Leser zu tiefen und mörderischen Einsichten.

Jörg Maurers fünfter Fall beinhaltet zahlreiche Handlungsstränge, die nach und nach ineinander übergehen. Viele interessante Figuren bereichern die Szenen, altbekannte Protagonisten sind Hauptkommissar Jennerwein, sein Ermittlungsteam und berühmt-berüchtigte Figuren um und aus dem alpenländischen Kurort. Sogar der Papst hat in diesem Fall als „Knollennasiger mit schlohweißen Haaren“ kurze Auftritte in „Unterholz“ und der Humor kam auch in diesem Fall nicht zu kurz.

Der einnehmende und lockere Schreibstil mit der starken Einbindung des bayrischen Dialekts und der grandiosen Situationskomik haben mir ausgezeichnet gefallen. Durch die vielen verschiedenen Handlungsstränge erhielt das Buch einen durchgehend hohen Spannungsbogen. Im vorliegenden Fall erfährt man als Leser interessante Einzelheiten zu den Themen „Optografie“ und „Ophthalmologie“, und die unheilvolle Tätigkeit der sogenannten „Rothalsigen Silphen“ sorgte für unheimliches Schaudern. Die Charakterisierung der handelnden Figuren empfand ich als sehr gut gelungen, und das Wiedersehen mit den aus den Vorgängerkrimis bekannten Figuren sorgte in Kombination mit dem Kriminalfall für großes Lesevergnügen.

Ich kann „Unterholz“ aus der Feder des bayrischen Krimiautors Jörg Maurer jedem Liebhaber von Regionalkrimis als unterhaltsamen Kriminalroman mit sympathischem Ermittler, interessantem Plot und einer großen Menge Humor weiterempfehlen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, mich ausgezeichnet unterhalten und für spannende und zugleich auch amüsante Momente gesorgt. Ich freue mich bereits auf den sechsten Band dieser Reihe!