Rezension

Das Grauen zieht in deinen Körper

Das Kastell - F. Paul Wilson

Das Kastell
von F. Paul Wilson

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Cover:
Ein riesiges, mit Zähnen besetztes Maul öffnet weit seinen Schlund und lässt Soldaten der Wehrmacht hinein. Darüber thront der Wachturm des Kastells vor einem wunderschön blauen Hintergrund. Der Kontrast zwischen dem Himmel und der unheilverkündenden Szene darunter ist enorm. Als würde sich jemand darüber lustig machen. Die Farben und Zeichnungen des Covers wirken wie ein Gemälde.

Die Story:
Vor dem Hintergrund des 2. Weltkriegs haben sich Mitglieder der Wehrmacht das Kastell in der Nähe des Dinu-Passes in Rumänien als Belagerungspunkt auserkoren. Sehr schnell wecken sie den uralten Besitzer des Kastells und werden nach und nach dahin gerafft. Dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht und die Männer nicht durch die Hand eines natürlichen Feindes sterben, ist schnell klar. Mystisch und sagenumwoben geht der Plot mit der durchaus realistischen Belagerungssituation durch die Nazis einher. Eine wirklich interessante Mischung, wie ich finde. Wer auf Übernatürliches steht, wird mit "Das Kastell" seine Freude haben.

Die Charaktere:
Es gibt hier viele Protagonisten, die sich mit der Erzählung der Geschehnisse in den Kapiteln abwechseln. Meiner Ansicht nach gibt es aber 3 Hauptprotagonisten.
Zum einen wäre da Hauptmann Wörmann. Da er nicht willens ist, für sein Vaterland in den Krieg zu ziehen, erhält er einen Bewachungsposten im Kastell. Er ist ein starker Mann, hinterfragt den Nationalsozialismus und hasst die SS. Aus seiner Perspektive erfährt der Leser als erstes von dem Unheil im Kastell. Sein Feind in der Feste ist nicht das Ding, das seine Männer tötet, sondern der SS-Offizier Erich Kämpffer, der zur Aufklärung des Falls zu ihm geschickt wird.
Zum anderen lernt man den hünenhaften, rothaarigen Glenn kennen, der sich kurz nach der Freilassung des Ungeheuers quer über den Erdball auf den Weg zum Kastell macht. Er trägt einen merkwürdigen Kasten bei sich und hinter seinem Auftreten vermutet man eine Mission.
Zu guter Letzt wäre da noch Magda. Mit ihrem kranken Vater Theodor Cuza wird sie von den Nazis zum Kastell gerufen, weil dieser sich mit alten Mythen und Sagen auskennt und vor allem Kenntnisse über das unheilvolle Gebäude hat. Beide sind Juden, zum Missgefallen der Besatzung. Nur durch die Hilfe von Wörmann werden die beiden nicht sofort in das nächste Konzentrationslager verfrachtet. Magda ist stur und selbstbewusst und liebt ihren Vater über alles. Für ihn hat sie bisher alles aufgegeben und geopfert, um ihn während seiner Krankheit zu pflegen.

Der Schreibstil:
F. Paul Wilson schafft es, eine unglaublich bedrückende Atmosphäre aufzubauen. Man spürt regelrecht, wie einen das Grauen packt und sich in einem ausbreitet. Der Autor kann die Stimmung wunderbar über das Buch hinaus in seine Leser transportieren.
Herr Wilson lässt den Leser an den Gedankengängen vieler Personen teilhaben, denn er wechselt fast in jedem Kapitel seinen Protagonisten. So erhält man einen großartigen Rundum-Blick über das gesamte Geschehen. Wenn man diese Leistung überzeugend erbringt, so wie der Autor es zweifelsohne macht, dann ist dieser Erzählstil weitaus tiefgründiger als die einseitige Betrachtung durch nur einen Erzähler.

Ende:
Das Ende war alles in allem spannend und sogar etwas schnulzig. Letzteres hätte man Herrn Wilson nicht wirklich zugetraut. Man merkt auch, dass diese Art zu Schreiben nicht ganz sein Stil ist. Vielleicht wollte er sich einmal an etwas anderem als immer nur Grusel und Action versuchen. Für mich war das Ende zu glatt und... zu nett.

Fazit:
Herr Wilson spielt mit dem Leser, indem er ihm eine äußerst bedrückende Atmosphäre kredenzt. Der alles umfassende Erzählstil rundet die sagenumwobene und gruselige Stimmung ab.
4 1/2 von 5 Isis