Rezension

Das große Abenteuer am Gipfel des Kilimandscharo.

Das kann uns keiner nehmen
von Matthias Politycki

Bewertet mit 5 Sternen

Das ist Afrika! Ein afrikanischer Roadtrip. Am Gipfel des Kilimandscharo: Hans, ein liberaler Hamburger, ist endlich da, wo er ein Leben lang hinwollte. Hier, auf dem Dach von Afrika hofft er, endlich mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen. Sieben Tage lang hatte Hans den Moment ersehnt, da er endlich allein sein würde mit diesem Berg. Sieben Tage, während es auf den Wanderwegen immer voller geworden war, je höher sie kamen. Nach zwanzig Minuten gingen sie auf dem Kraterrand weiter, und als sie die Stelle erreicht hatten, wo der Pfad abzweigt, hinab zum Crater Camp, sahen sie ihn. Auf dem Grund des Kraters steht bereits ein Zelt, bewohnt von dem Ur-Bayer Tscharlie mit unerträglich rechten Ansichten. Sie sahen ihn schon vom Kraterrand aus, ein leuchtend roter Punkt zwischen den Zelten, genau dort, wo ihr Pfad am Kraterboden enden würde. Auf diesem Berg sei man nur Gast; wer mehr von ihm wolle als den Gipfel, der müsse auch mehr geben, nicht wenige das Leben. Nur der Einbruch der Kälte hatte kurz für Ruhe gesorgt. Von einer Sekunde zur andern war’s so still im ganzen Camp, daß sie ihren Puls pochen hörten und den Schmerz im Kopf wieder wahrnahmen, ein leichtes Ziehen unter der Schädeldecke. In der Nacht bricht ein Schneesturm herein und schweißt die beiden wider Willen zusammen. Es beginnt eine Reise kreuz und quer durch Afrika. Als sich die beiden schließlich die Geschichte ihrer großen Liebe anvertrauen, erkennen sie, dass sie mit dem Leben noch eine Rechnung offen haben. Doch in Afrika fährt der Tod immer mit, und nur einer der beiden wird die Heimreise antreten. Matthias Politycki zeigt durch seine Novelle, wie wichtig es ist, neue Lösungen zu finden, um nicht an Unerträglichkeiten zu zerbrechen. "Das kann uns keiner nehmen" ist ein wirklich ganz großartiger Roman, der auf humorvolle Weise den Sinn des Lebens hinterfragt. Show-down am Gipfel des Kilimandscharo - zeigt mal wieder wie klein die Welt-, und wichtig gegenseitiger Respekt ist. Egal wie der andere tickt. Man selbst ist ja auch nicht perfekt. Besonders die Einstiegsszene war sehr malerisch beschrieben, und es wurden genau die richtigen Umschreibungen gewählt, um die ideale Stimmung auszulösen. Eine Geschichte aus dem Leben gegriffen und einer Charakterfigur mit der man sich identifizieren kann - das ergibt eine einfühlsame Kombi. Dieses Buch ist sehr vielschichtig und bietet, neben der aberwitzigen Story, viele Einblicke in die afrikanische Kultur. Direkt und warm - eine Geschichte, die mich umgehauen hat. Sie begeistert mit ihrer Komik und Tragik und ist ein echtes Lesevergnügen.